Ein englischer Gruselfilm von vorgestern: Auf der Erfolgswelle der Hammer-Produktionen trieb auch Graf Sinistre sein Unwesen, den Produzent Tom Blakeley mit Bill Chalmers und Regisseur Lance Comfort in der französischen Provinz zum Leben erweckte. Das viktorianische Zeitalter wich der Gegenwart der mittleren Sechziger, in denen das erprobte Trio auch Filme wie „Insel des Schreckens“ auf den Weg brachte. Mit respektablem Erfolg. Bald ein halbes Jahrhundert später hat der naive Mummenschanz mit Vampir-Additiv gehörig Staub angesetzt. Auf DVD kann man ihn wiederentdecken. Die Freude aber hält sich in Grenzen.
Den offenkundig an den Kollegen Dracula angelehnten Sinistre, buchstäblich leblos verkörpert von Hubert Noël („Des Teufels schwache Seite“), dürstet es nach Jahrhunderten der Zwangsruhe wieder nach frischem Blut. Im beschaulichen Ort Pelak in der Bretagne befreit ihn der Donnerhall aus seinem steinernen Sakrophag und lässt ihn als Plastikfledermaus entweichen. Schriftsteller Paul Baxter (William Sylvester, „2001: Odyssee im Weltraum“), der in der Region mit den Geschwistern Keith und Anne Urlaub macht, sagt der Spukgestalt den Kampf an, als seine Begleiter unter mysteriösen Umständen zu Tode kommen.
Die immer willkommene Vorwarnung der verschrumpelten Zigeunerin wirkt anfangs wie altbackener Aberglaube. Ist er vermutlich auch, doch treibt der piekfeine Untote mit dem hauseigenen, bevorzugt Jungfrauen als Opfer darbringenden Satanskult, rasch wieder sein von franzmännischen Ordnungshütern unbehelligtes Unwesen. Nur Paul ist stutzig, weshalb er sich zurück in der Heimat in okkulten Phänomenen schulen lässt und mit einem ominösen Talisman, dem – ja lüg ich denn – auch noch die Macht innewohnt, den schwarzmagischen Pinkel ein für allemal in die nächste Welt zu befördern, in Sinistres Wirkstätte vordringt.
Einfach zum Gähnen ist das dröge Krimi-Geschnatter, das den auch unter dem Titel „Das Teufelsritual“ bekannten Grusel-Schmu im Mittelteil von seiner Bestimmung abhält. Ein klassisch angepinselter Horror-Schinken ohne Horror? Würde nicht die passabel auf Nervenkitzel getrimmte Musik eine wohlige Atmosphäre vorgaukeln, als Zuschauer fühlte man sich wohl um die Genreessenz betrogen. Wenn Paul am Ende dann endlich Pflock und Talisman schwingt, wird noch die Effizienz der aufrechten Mannen von Scottland Yard gefeiert, ehe nach 83 tranigen Minuten endlich der Abspann folgt. Das ist selbst für Genre-Traditionalisten mehr Einschlafhilfe als Pulsbeschleuniger.
Wertung: (4 / 10)