Der Ruf Sam Peckinpahs ist legendär. Egal ob im Suff oder auf Drogen, der 1984 verstorbene und ob seiner cholerischen Ausbrüche gefürchtete Regisseur, der die Ästhetik des modernen Actionfilms prägte wie kaum ein zweiter, blieb für die Produzenten immer ein Risiko. Mit ihnen stritt er inbrünstig und oft unsachlich um das Recht des Endschnitts, das ihm lediglich bei „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ zugestanden wurde. Zu Klassikern wurden Werke wie „The Wild Bunch“, „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ oder „The Getaway“ trotzdem. Sein letzter Film, der undurchsichtige Thriller „Das Osterman Weekend“, erreicht diese Klasse nicht mehr.
Während der Dreharbeiten soll Peckinpah bisweilen so geschwächt gewesen sein, dass andere für ihn hinter der Kamera einsprangen. Einer davon soll Rutger Hauer („Der Tag des Falken“) gewesen sein. Der Niederländer, der in „Nachtfalken“ zwei Jahre zuvor sein Hollywood-Debüt gefeiert hatte, spielt den patriotischen TV-Interviewer Tanner. Dieser wird von Regierungsagent Fassett (John Hurt, „Alien“) auf seine drei Freunde Osterman (Craig T. Nelson, „Action Jackson“), Tremayne (Dennis Hopper, „Easy Rider“) und Cardone (Chris Sarandon, „Fright Night“) angesetzt, die, so zeigen es von Fassett vorgelegte Beweismittel, Spitzel des sowjetischen Geheimdienstes sein sollen.
Bei einem traditionellen Wochenendtreffen – aufgrund des ursprünglichen Initiators Osterman Weekend genannt – in Tanners Landhaus soll er einen der Überläufer konfrontieren und wiederum für die amerikanische Sache gewinnen. Der Geheimdienst um Fassett, der im Vorfeld mit knapper Not die Entführung von Tanners Frau Ali (agierte mit Hauer auch in „Blinde Wut“: Meg Foster) vereiteln kann, überwacht das gesamte Grundstück mit Kameras und Mikrophonen. Argwohn und immer offener hervorbrechende Konflikte, auch bedingt durch einen falschen Hundekopf im Kühlschrank, trüben die Stimmung früh. Als Osterman Tanner zu einem geheimen Treffen mit Fassett folgt, eskaliert die Situation.
Eine Schlüsselrolle kommt Fassetts Vorgesetztem Danforth (Altstar Burt Lancaster, „Verdammt in alle Ewigkeit“) zu, der, wie die Eingangssequenz zeigt, für die hinterhältige Ermordung von Fassetts Gattin verantwortlich ist. Der Witwer selbst weiß um die Beteiligung Danforths. Nur welche Auswirkung hat das auf seinen Auftrag? Dem Geflecht an Figuren und Hintergründen zu folgen fällt nicht leicht. Mit der entscheidenden, die Gesamtbetrachtung der Figuren weitgehend auf den Kopf stellenden Wendung entlädt sich die unterschwellige Spannung in zeitlupenbewährter Action. Meg Foster darf sich dabei als unfreiwillige Kampfamazone mit Pfeil und Bogen auszeichnen.
Allerdings wirkt der Plot arg überkonstruiert. Ein Malus, den die souveränen Darsteller (einzig der ausgemergelte Hopper wirkt abwesend) und Peckinpahs ansprechende Regieleistung nicht durchweg ausgleichen können. „Das Osterman Weekend“ ist ein Film über Macht und Manipulation von Bildern sowie das falsche Spiel mit Wertvorstellungen. Im Sog der konventionellen Auflösung verkommt der von Tanner formulierte selbstreferenzielle Vorschlag, man solle den Fernseher doch einfach ausschalten, aber lediglich zum oberflächlich bissigen Beiwerk. Denn Peckinpah nutzt auch in seinem finalen Werk die Kraft der Bilder vor allem für sehenswerte Action-Intermezzi. So bleibt ein etwas angestaubter, aber durchweg solider Thriller mit Starbesetzung.
Wertung: (6 / 10)