Jason Bourne war nur der Anfang. Der Anfang vom Ende. Dem eines streng geheimen Forschungsprojektes der US-Regierung, bei dem Soldaten durch konstante medikamentöse Behandlung zu Superkriegern hochgezüchtet wurden. Bei ihm folgten der Amnesie die Rückbesinnung auf die ihm zugedachte Bestimmung, der gewaltsame Tod der Geliebten und schließlich die vergeltende Publikmachung. An dieser Stelle setzt „Das Bourne Vermächtnis“ ein, der die Grundidee von Robert Ludlums Romanen weiterspinnt und einen anderen Protagonisten in den Mittelpunkt der Geschichte rückt. Diese Neueröffnung bedeutet jedoch nicht, dass der von Matt Damon verkörperte Bourne einfach ignoriert würde.
Er bleibt auch ohne physischen Auftritt Katalysator eines Thrillers, die als Vorgeschichte eines eigenen Kapitels dient. Natürlich ist das Trittbrettfahrerei par excellence, aber der von Tony Gilroy („Michael Clayton“) abermals verfasste und zudem stimmig inszenierte „Auftakt“ überzeugt abseits der konventionellen Entwicklung durch sehenswerte Darsteller. Vor allem Jeremy Renner („The Hurt Locker“) muss sich als Hauptdarsteller nicht hinter dem Kollegen Damon verstecken. Nach den Geschehnissen der ersten „Bourne“-Trilogie steht der Geheimdienst in der medialen Schusslinie. So rät Admiral a.D. Mark Turso (Altstar Stacy Keach, „Long Riders“), sämtliche Spuren der verdeckten Operation zu verwischen.
Die Verantwortung dafür trägt Eric Byer (Edward Norton, „The Incredible Hulk“), der alle in Feld und Ausbildung befindlichen Supersoldaten töten lässt. Übrig bleibt Aaron Cross (Renner), der mit der als entfernte Mitwisserin ebenfalls todgeweihten Wissenschaftlerin Marta Shearing (Rachel Weisz, „Der ewige Gärtner“) flüchtet. Vor einem möglichen Gegenschlag muss aber erst mal Aarons Abhängigkeit von den Sinne und Physis stärkenden Medikamenten durch ein rettendes Serum ausgeschaltet werden. Nur bedarf das einer Reise nach Manila, die auch Byer nicht lange verborgen bleibt. Diese zweite Hälfte steht in der Tradition der gewohntermaßen an die James Bond-Abenteuer angelehnten Actionzuteilung.
Das hat Schmiss, neigt aber zur munter überraschungsarmen Übertreibung, wenn ein philippinisches Pendant Aarons (Louis Ozawa Changchien, „Predators“) zur Jagd auf den US-Kollegen bläst. Die atmosphärisch dicht gesponnene Einleitung in den Weiten Alaskas macht da schon deutlich mehr her und auch die periphere Einbindung von Figuren der Vorgänger – darunter Paddy Considines britischer Reporter und Joan Allens CIA-Direktorin – macht „Das Bourne Vermächtnis“ zu mehr als einer bloßen Neuerfindung. Dass der Stoff aber auch diesmal auf verschiedene Filme ausgelegt ist, beweist insbesondere das abrupte Ende. Keineswegs perfekt, aber packend und erlesen besetzt. Ein insgesamt würdiger Nachfolger.
Wertung: (7 / 10)