Wenn es um DARKEST HOUR und ihre Verdienste um den metallischen Hardcore geht, überschlagen sich die Kritiker förmlich in ihren Lobpreisungen. Natürlich ist das gerechtfertigt, denn die Band versteht sich wie kaum eine Zweite auf die Verbindung von Melodic-Death nach schwedischem Vorbild und der artgerechten Veredelung durch die moderne Spielart des Metal-Hardcore. Angesichts der technischen Versiertheit und der Eingängigkeit, mit der das Quintett aus Washington, D.C. seinen Siegeszug vorantreibt, ist es ein leichtes zu verzeihen, dass auch jenes nach 12 Jahren Dienstzeit kaum mehr Progressives aus dem Hut zaubern kann.
Die Frage der Stunde lautet demnach: Gibt es ein Leben nach „Undoing Ruin“? Die Antwort darauf bietet „Deliver Us“, Nachfolger dieses begeisterungsfähigen Albums, das in den vereinigten Staaten zu einem beachtlichen kommerziellen Erfolg avancierte. Neu erfindet sich der Fünfer auf dem Nachklapp nicht. Jedoch gibt es weiteren Feinschliff, der sich in erster Linie auf zunehmend klaren Gesang und ausgedehnt melodischere Passagen bezieht. Die Zweifler werden erzürnt aufschreien, von Verrat und Ausverkauf wird die Rede sein. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht, doch rechtfertigen die Musiker den dezenten und nie vordergründig ausgeschlachteten Weichspüler mit gesteigerter Zugangsmöglichkeit.
Die fünfte Platte aus dem Hause DARKEST HOUR soll auf dieser Basis für ein breiter aufgestelltes Publikum wüten. Sich damit zu arrangieren fällt nicht schwer, schließlich sorgt der Spagat zwischen rockigem Zierrat und deftig nach vorn gepeitschtem Metal-Hardcore kontinuierlich für atmosphärische Spitzen. „Deliver Us“ bedient prompt, auf den Punkt und bleibt versehen mit all jenen Schnörkeln, die den Vorgänger so groß machten. Grund zur Beschwerde gibt es keinen. Denn von Dienst nach Vorschrift sind die Genrehelden auch mit diesem Glanzstück denkbar weit entfernt.
Wertung: (8,5 / 10)