Wenn sich Kino-Exzentriker Tim Burton dem derzeit allseits beliebten und über alle Altersgruppen hinweg massentauglichen Thema des Vampirismus annimmt, ist eine eigenwillige Herangehensweise so sicher wie die Fangzähne in der Halsschlagader. Vor allem dann, wenn Burtons Lieblingsmime Johnny Depp („Sleepy Hollow“) die Hauptrolle bekleidet und fahl geschminkt skurrile Dialoge in altmodischer Sprachform serviert. Denn der von ihm gespielte Barnabas Collins, Spross einer wohlsituierten englischen Familie, die Ende des 18. Jahrhunderts im amerikanischen Maine ein Fischereiimperium aufzog, hat fast 200 Jahre in einem mit Ketten verschlossenen Sarg zugebracht.
Barnabas einziges Vergehen war es, sich mit der Bediensteten Angelique Bouchard (Eva Green, „Casino Royale“) einzulassen, deren Gefühle er aber nicht erwidern konnte. Da sie als Hexe aber mit dunklen Mächten im Bunde war, tötete sie seine Eltern und die Verlobte gleich dazu. Barnabas selbst wurde zu ewigem Leben als Vampir verdammt und auf Angeliques Geheiß (quasi-)lebendig begraben. Die Gegenwart des Jahres 1972 zeigt die Collins am Abgrund. Von der noch immer rachsüchtigen Angelique wurde das Geschäft ruiniert und Familienvorstand Elizabeth (Michelle Pfeiffer, „Der Sternwanderer“) hat vorrangig damit zu kämpfen, die Verwandtschaft im Zaum zu halten.
Teenagertochter Carolyn (Chloë Grace Moretz, „Kick Ass“) ist ein querulanter Freigeist, Elizabeths Schwager Roger (Jonny Lee Miller, „Eli Stone“) ein selbstsüchtiger Betrüger. Dessen Sohn David (Gulliver McGrath, „Hugo Cabret“) meint mit der toten Mutter in Kontakt zu stehen, was die Anwesenheit der trinksüchtigen Psychiaterin Julia Hoffman (Helena Bonham Carter, „Sweeney Todd “) erfordert. In diesen Kreis gerät Barnabas, als ihn Bauarbeiter unverhofft befreien. Trotz merklicher Anpassungsschwierigkeiten an die Moderne (und anhaltendem Clinch mit Angelique) versucht er den guten Namen der Familie wiederherzustellen – und verliebt sich in Kindermädchen Victoria (Bella Heathcote, „In Time“).
Burtons schrulliges Spektakel geizt nicht mit „Nosferatu“-Anspielungen und popkulturellen Zitaten. Der sehenswerte Cast wird durch Jackie Earle Haley („Watchmen“) als verlotterten Hauswirtschafter, Christopher Lee („Sleepy Hollow“) und Schock-Rock-Opa Alice Cooper ergänzt. Aber bei aller Kurzweil wirkt „Dark Shadows“, basierend auf der gleichnamigen Gothic-Soap (1966-71), erzählerisch zerfahren (die Serie zählte 1225 Episoden!) und mündet zudem in ein unpassend effektüberladenes Finale. Burtons gewohnt skurrile Regie – inklusive einer der schrägsten Sexszenen der Kinogeschichte – und Depps abermals furiose Performance machen diesen im Vergleich etwas schwächeren Burton aber noch immer zu einem schrillen Vergnügen jenseits standardisierter Kino-Konventionen.
Wertung: (7 / 10)