Cyborg (USA 1989)

cyborgpyunWenn Fachmänner der Güteklasse Jean-Claude Van Damme und Albert Pyun aufeinander treffen und nicht vorhandenes Talent kreuzen, kommt in der Regel ausgemachter Bockmist heraus. Zu einer Zeit, als der belgische Fußfeger ein aufsteigender B-Actionstar war und die „Regie-Legende“ Pyun gerade in die Niederungen filmischen Schaffens vordrang, kam es 1989 zur bislang einzigen Zusammenarbeit dieser herausragenden Figuren der Filmgeschichte. Doch gehört die bei aller Banalität und gehörigem Trash-Gehalt nicht zum schlechtesten, was sich in den Filmografien beider Herren tummelt.

Die Welt in ferner Zukunft… Doch im Grunde muss an dieser Stelle gar keine Wiedergabe des Inhalts von „Cyborg“ gegeben werden. Denn die Story, die locker noch Platz auf dem Steuerreform-Bierdeckel von Friedrich Merz Platz fände, folgt zu jeder Sekunde gängigen Klischees und bietet all das, was Endzeit-Filme seit jeher ausgemacht hat. Van Damme bewegt sich wie üblich stoisch und mit der mimischen Kompetenz eines Bulldozers durch abgerissene Häuser, Wälder und auf Endzeit getrimmte Dörfer. Ob nun die offensichtlichen Hinterhöfe aus „Karate Cop 2“ oder die debilen Kostümierungen eines „Cyborg Cop“, auch Pyuns „Cyborg“ verbindet diese Elemente des Erde-am-Arsch-Actioners und serviert dem Publikum das, was es an dieser Stelle auch sehen möchte. Ohne einen Funken Anspruch selbstredend.

Dafür allerdings belohnt Pyun das Publikum mit beinahe unschlagbaren Facetten unfreiwilligen Humors. Die haben schließlich auch Streifen wie „Mean Guns“ erst zu dem gemacht, was sie eigentlich sind. Mit „Cyborg“ stand der nette Belgier von nebenan noch am Anfang seiner Karriere. Kommerziell erfolgreiche Filme folgten erst in den Jahren danach, an schauspielerischem Können mangelte es aber seit jeher. So glotzt der muskelbepackte Held namens Gibson Rickenbacker ähnlich doof aus Wäsche, wie es Van Damme nun mal zu eigen ist. Und natürlich lässt er es sich nicht nehmen, seine Muskeln möglichst oft zu präsentieren. Erstaunlich gut sind dabei die doch zahlreichen Kampfszenen gelungen, die vom Großmeister der Filmkunst (Pyun) sogar recht ansprechend in Szene gesetzt wurden. Ob nun ein paar Arschtritte in Zeitlupe in kniehohem Wasser oder natürlich der legendäre Spagat des Hauptprotagonisten, dem anspruchslosen Actionfan wird hier eine Menge geboten.

Auch das Blut fließt hin und wieder, was auf DVD nun (endlich) auch mal ungeschnitten zu verfolgen ist. Denn das jahrelang nur erhältliche Video-Tape mit der schnieken 18er-Freigabe war doch in etlichen Szenen um seinen geistvollen Gehalt beraubt worden. Neben Knallcharge Van Damme muss aber auch der deutsche Exportschlager Ralf Möller (spielte neben Van Damme auch in „Universal Soldier“) genannt werden, der damals noch ein unbedeutendes Testosteron-Abbild vom großen Arnie war und in der jüngeren Vergangenheit Haie vor Mallorca jagte. Doch in einem Land, in dem Promis wie Äpfel von den Bäumen fallen, reicht auch schon eine Kleinstrolle in einem Blockbuster wie Ridley Scotts „Gladiator“ und man sitzt auf der „Wetten dass…“-Couch. Ende der 80er sah Möllers Welt aber noch anders aus und er sprintete halbnackt sowie mit Fellen und schlecht sitzender Dauerwelle-Perücke bekleidet hinter Van Damme her, um sich letztlich schreiend von der Bildfläche zu verabschieden.

Als Bösewicht vom Dienst fungiert Vincent Klyn („Nemisis“), der hier eine gewollt böse und völlig überspitzte Rolle á la Trevor Goddard in „Men of War“ zeigt. Mit einer Stimme wie fünf Tage Whiskey gurgeln fällt er vor allem durch grobschlächtige Mimiken und ständiges Grunzen auf, was dem Spaß am Film jedoch nur zu Gute kommt. Vergesst also alle billigen Endzeit-Actioner, denn auf diesem Gebiet kann „Cyborg“ (fast) Maßstäbe setzen. Trotz aller offenkundiger Schwachsinnigkeiten ist der Film unterhaltsam und zudem in seinen Actionszenen ansehnlich. Albert Pyun darf an seinem Sterbebett getrost stolz auf dieses Werk zurückblicken und Van Damme wünscht sich mittlerweile sicherlich auch die gute alte Zeit herbei.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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