Der Obdachlose Bill Dancer (James Belushi, „Mr. Destiny“) und seine kleine Tochter Curly Sue (Alisan Porter) sind zwar ärmer als Kirchenmäuse, dafür aber mit einem Übermaß an Pfiffigkeit gesegnet. Wenn es darum geht irgendwo einen warmen Schlafplatz und etwas zwischen die Zähne zu organisieren, ist das Duo einfach unschlagbar. Die Cleverness Bills in Kombination mit dem hohen Niedlichkeitsfaktor seiner Tochter hat sie noch nie im Stich gelassen. Eines Tages legen sie die kaltherzige Anwältin Grey Allison (Kelly Lynch, „Cocktail“) rein, indem sich Bill von ihr anfahren lässt.
Nach einem spendierten Abendessen fährt sie Bill am nächsten Tag noch einmal an – diesmal allerdings richtig. Kurzentschlossen nimmt sie die zwei armen Seelen in ihrem Yuppi-Appartement auf, was ihren Verlobten Walker (John Getz) natürlich nicht gerade begeistert. Grey wird klar, dass sie allmählich beginnt für Bill und besonders die quirlige Curly Sue mehr als nur Mitgefühl zu entwickeln. In Walker aber weckt das den Drang, das junge Glück zu zerstören und als er erfährt, dass Bill nicht der leibliche Vater der Kleinen ist, sieht er seine Chance gekommen. Sue landet im Heim, Bill sogar im Gefängnis. Zwar hat Grey die Menschlichkeit in sich entdeckt, doch die verbissene Anwältin ist geblieben. den Rest kann sich jeder denken.
John Hughes feierte anno 1991 als Szenarist und Produzent von „Kevin allein zu Haus“ einen gigantischen Erfolg. Im selben Jahr saß er bei „Curly Sue“ auf dem Regiestuhl, doch eine ähnliche Euphorie wie um den zu Hause vergessenen Blondschopf Kevin blieb ihm verwehrt. Zu schmalzig und zu kitschig sei sein Film geworden. Die gewiss vorhandene Kritik an der Zusammenführung der gegensätzlichen Welten Reich/Arm wird nur angekratzt und allzu oft so dargestellt, als würde die Kluft zwischen ihnen mit humoristischen Einlagen überbrückt werden können. Fairerweise muss aber auch gesagt werden, dass Hughes keine bierernste Milieustudie im Sinn hatte.
Dass der Feel-Good-Faktor trotz des eigentlich pessimistischen Hintergrunds nicht gänzlich verloren geht, liegt insbesondere am immer sympathischen James Belushi und der zuckersüßen Alisan Porter. Dass den Belushis komisches Talent im Blut liegt, dürfte sich herumgesprochen haben, doch Jim schafft es auch in ruhigeren und ernsteren Momenten seinem Charakter Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die damals 10-jährige Alisan trällert gern mal herum, was sie sich auch abseits der Kamera bewahrte. 2009 erschien ihr erstes Album. „Curly Sue“ ist trotz der unrealistischen Prämisse (man beachte allein die allzu abrupte Wandlung der toughen Grey) ein Herz erwärmendes Stück Kino. Besonders in den kalten Wintermonaten ist das einen Blick wert.
Wertung: (6 / 10)