Crying Freeman – Der Sohn des Drachen (CDN/USA/F/J 1995)

cryingfreemandacascosMit Videospielverfilmungen oder der realfilmischen Umsetzung von Animes hatten Fans beider Lager bislang wenig Glück. Erstere werden vor allem seit wenigen Jahren erfolgreich vom deutschen Graupenfilmer Uwe Boll mit Füßen getreten und auch die japanischen Comics brachten auf der großen Leinwand bislang nur wenig Gutes zustande. Als Christophe Gans („Pakt der Wölfe“, „Silent Hill“) sich jedoch in seiner ersten großen Arbeit der Geschichte des „Crying Freeman“ widmete, durfte man erstmals zufrieden sein.

Als Crying Freeman fungiert Marc Dacascos, der als Angehöriger eines alten japanischen Zirkels mit dem Namen „Söhne des Drachen“ zum Auftragskiller auserkoren wurde. Während eines Auftrages wird die Malerin Emu O´Hara (Julie Condra) Zeugin seines Handelns. Fortan ist nicht nur die Yakuza hinter dem Freeman her, sondern auch seine Auftraggeber fordern den Kopf der Zeugin. Er weigert sich und gerät  selbst in die Schusslinie.

Mit seinem Debütfilm gelang Christophe Gans eine äußerst stilvolle Anime-Adaption. Gerade auf visueller und stilistischer Ebene vermag der Film zu überzeugen. Die Atmosphäre wird durch kühle und dunkle Bilder untermalt, in denen die melancholische Geschichte aus Liebe und Verrat gut zur Geltung kommt. Die zahlreichen Actionsequenzen erinnern an die Eleganz asiatischer Actionfilme eines John Woo, bei denen sich vor allem Marc Dacascos auszeichnet und dessen Bewegungen teilweise wie gemalt wirken. In Zeitlupe vermag dieser Dutzende Menschen niederzuschießen, dann wieder setzt er förmlich die Schwerkraft außer Kraft, wenn er seinen Gegnern nur mit einem Schwert bewaffnet gegenübertritt.

Eine bessere Wahl als Marc Dacascos („Born 2 Die“, „Double Dragon“) hätte Gans nicht finden können. Vielleicht war dies für Dacascos auch ein gutes Omen, denn auch im folgenden Gans-Film „Pakt der Wölfe“ übernahm er eine Hauptrolle, so dass seine zwei besten Filme schon aufgezählt wären. Dass Dacascos seine körperlichen Fähigkeiten gut einsetzen kann, stand von Anfang fest. Allerdings ist er auch imstande, seiner Figur die notwendige Tragik zu verleihen, was wohl die größere Überraschung ist. In einer kleinen Nebenrolle wird Rae Dawn Chong („Der Principal“) quasi verheizt, während Tcheky Karyo („Der Patriot“, „Kiss of the Dragon“) wie gewohnt auf höherem Niveau agiert und er den miesen Bullen in gewohnter Form gibt.

In den ruhigeren Momenten des Films kann Gans die Spannung leider nicht halten, hier hat der Film eindeutig seine Defizite. Zwischen den Actionsequenzen wirkt der Film fast fade, im Grunde wartet man als Zuschauer lediglich auf den nächsten Todestanz. Alles in allem ist „Crying Freeman“ aber ein gute Umsetzung der Manga-Vorlage, bei der trotz einiger weniger Schwächen ein guter Marc Dacascos, packende Actioneinlagen und die visuelle Umsetzung nachhaltig zu überzeugen wissen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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