Seien wir ehrlich, seinen Spaßgehalt hat der Metal-Hardcore weitgehend eingebüßt. Das entscheidende Wort ist jedoch „weitgehend“. Denn es gibt ja noch Bands wie CRY MY NAME. Die gehen zwar auch nur bedingt originell zu Werke, müssen sich hinter internationalen Referenzkapellen wie KILLSWITCH ENGAGE oder BRING ME THE HORIZON aber keineswegs verstecken.
Die Norddeutschen zelebrieren auch auf ihrem dritten Studioalbum „Reflections“ ein fett produziertes Mosh-Gewitter, das über partielle Ausflüge in Richtung Post-Hardcore gesteigerte Abwechslung offenbart. Die wird, neben munteren Rhythmuswechseln, vom variablen Gesang geprägt, der neben kernigen Shouts und eingestreuten Growls gern auf Klargesang zurückgreift. Das weckt insbesondere bei den Refrains Erinnerungen an ATREYU, wobei CRY MY NAME ihrem Namen durch zarte Emo-Anwandlungen vollauf gerecht werden.
An brachialem Vorschub mangelt es nicht und selbst wenn das daran geknüpfte Wechselspiel mit poppigem Melodiereichtum ein wenig abgestanden anmutet, eindrucksvoll spielen die Jungs ihre Stärken zweifelsfrei aus. Wer unbedingt das Haar in der Suppe suchen möchte, wird auf „Reflections“ fraglos fündig. Im Mittelpunkt der Betrachtung sollte aber die von CRY MY NAME offenbarte Klasse stehen. Denn eingängiger als hier kann der Metal-Hardcore kaum interpretiert werden.
Wertung: (7 / 10)