Crimson Peak (USA 2015)

crimson-peak„Ghosts are real. This much I know.“ – Edith Cushing

Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“), das wird bei einem Blick auf seine kreative Vita unmissverständlich klar, liebt traditionelle Gruselstoffe. Sein vielleicht am deutlichsten in diese Richtung weisendes Werk ist „Crimson Peak“. Das Mystery-Drama atmet den Geist alter Universal-Meilensteine und lehnt sich – neben den Spukhaus-Klassikern „Bis das Blut gefriert“ (1963) und „The Shining“ (1980) – auch an die effektorientieren Werke der Hammer-Ära an. Dabei kommt der Mexikaner visuell und erzählerisch Tim Burton nahe, der ähnliches Terrain mit „Sleepy Hollow“ beschritt. Auch del Toros jüngstem Streich haftet eine morbid-märchenhafte Faszination an. Dass die in ihrer Eskalation konventionell geradlinige Geschichte da kaum mithalten kann, mindert das schaurige Vergnügen kaum.

Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Edith Cushing (Mia Wasikowska, „Alice im Wunderland“) ist eine aufstrebende Autorin, deren Hang zu Geistergeschichten allerdings nicht durchweg Anklang findet. Dass die ruhelosen Seelen der Toten derweil keine Hirngespinste sind, musste sie als Kind selbst erfahren. Die verstorbene Mutter suchte sie eines Nachts heim und warnte inständig vor Crimson Peak. Erschließen soll sich Edith die Bedeutung dieser Nachricht aus dem Jenseits jedoch erst Jahre später. Eng verknüpft ist sie mit dem Erscheinen des britischen Adligen Thomas Sharpe (Tom Hiddleston, „The Avengers“). Der ist nach Amerika gereist, um ihrem Vater, dem erfolgreichen Unternehmer Carter (Jim Beaver, „Supernatural“), eine dampfbetriebene Gerätschaft zur Förderung von Lehm vorzustellen.

Edith verliebt sich in den charmanten Fremden, der von seiner grimmig wirkenden Schwester Lucille (Jessica Chastain, „Interstellar“) begleitet wird. Dass die beiden ein dunkles Geheimnis umgibt, ist nur zu offensichtlich. Auf dem Weg zu dessen Entschlüsselung stirbt Carter einen gewaltsamen Tod und veranlasst Edith, mit dem bald angetrauten Thomas nach England zu gehen. Im maroden Schloss der Geschwister, das langsam im lehmigen Grund zu versinken droht, wird sie bald wieder von Geistern heimgesucht. Als ihr Thomas dann auch noch eröffnet, dass das einsam gelegene Anwesen durch die Rotfärbung des Schnees in den Wintermonaten Crimson Peek genannt wird, scheint sich Ediths Schicksal zu erfüllen. Ihr skeptischer Verehrer, der Augenarzt Alan McMichael (Charlie Hunnam, „Pacific Rim“), ahnt jedoch die sie umgebende Gefahr und reist ihr nach.

Die altmodische Schaueratmosphäre sorgt trotz offensichtlicher Computereffekte für einen ausgewogenen Mix aus Gothic-Romanze und Haunted-House-Mystery. Das kunstvolle Spiel mit Farben, Kameraperspektiven und der scheinbaren Lebendigkeit des „atmenden“ und aus den Dielen „blutenden“ Schlosses bürgt im Zusammenspiel mit sehenswerten Darstellern – in Nebenrollen agieren Leslie Hope („The River“), Jonathan Hyde („The Strain“) und Doug Jones („Hellboy“) – sowie vereinzelt makabren Gewaltspitzen für eleganten Nervenkitzel. Zum wirklich großen Wurf mag es der von Guillermo del Toro miterdachten Geschichte an Überraschungen mangeln. Der visuelle Augenschmaus gestaltet diesen Makel, auch dank der erlesen besetzten Hauptrollen, aber leicht verzeihlich.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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