Crazy Samurai Musashi (J 2020)

Wie viele denn noch? Diese Frage stellt sich der legendäre Samurai Miyamoto Musashi (Tak Sakaguchi, „Versus“) während einer seltenen Kampfpause. Er kommt kurz zum Luftholen, trinkt ein paar Schlucke aus stets zufällig in seiner Nähe platzierten Gefäßen und muss sich gleich darauf der nächsten Gegnerschar erwehren. Das filmische Grundprinzip von „Crazy Samurai Musashi“ (Alternativtitel: „Crazy Samurai: 400 vs 1“) ist denkbar ungewöhnlich. Denn nahezu der gesamte Film besteht aus einer einzigen, ohne Schnitte auskommenden Schwertkampfsequenz, in der sich Musashi hunderten von Opponenten entgegenstellt. 

Gedreht wurde der rund 75-minütige, von Yuji Shimomura („Death Trance“) hinter der Kamera verantwortete Action-Marathon bereits 2011, konnte nach einer Crowdfunding-Aktion aber erst neun Jahre später fertiggestellt werden. Für die Choreographie des so komplexen wie einzigartigen Unterfangens bereiteten sich Sakaguchi, der gemeinhin nur als Tak gelistet wird, und das vielköpfige Stunt-Team zehn Monate vor. Das kleine bisschen vorangehende Rahmenhandlung und der Epilog wurden erst nachträglich gedreht. Gerade beim Ausklang wird die Dauer des Produktionsprozesses anhand von Sakaguchis veränderter Physis deutlich ersichtlich. 

Gemessen am betriebenen Aufwand und der bereits im Ansatz erkennbaren Ambition wünscht man den Beteiligten die gebührende Anerkennung. Doch die Sache hat einen Haken: Als filmisches Ganzes rangiert „Crazy Samurai Musashi“ nah an der Unerträglichkeit. Bevor die Gründe dafür beleuchtet werden, empfiehlt sich die Zusammenfassung des Plot-Gerüsts. In dem legt es Musashi darauf an, den Yoshioka-Clan auszulöschen. Nachdem er bereits zwei Oberhäupter der Familie getötet hat, wird das verbliebene, ein kleiner Junge, von 588 Samurai und Söldnern beschützt. Doch vergeblich. Nach wenigen Minuten ist der Knabe tot und Musashi pflügt auf dem Heimatgrund des Clans bis zur Erschöpfung durch die Gegnerschaft.

Das Scheitern des Streifens ist paradoxerweise der extraordinären Prämisse anzukreiden. Dabei macht das Prinzip der Echtzeit-Inszenierung praktische Effekte nahezu unmöglich. Ergo nimmt die Kleidung der vermeintlich aufgeschlitzten Gegner keinen Schaden und Musashis Klinge bleibt weitgehend unbefleckt. Mehr noch stolpern die tödlich verwundeten meist artig aus dem Blld, um beim weiteren Kampfgeschehen nicht im Weg zu sein und sich in alternativer Kostümierung später erneut niederstrecken zu lassen. Ein weiteres eklatantes Inszenierungsproblem ist die mangelnde Variabilität der Kampfszenen. Das Repertoire an Schlägen und Finten, mit denen Musashi die Übermacht ausdünnt, ist bereits nach wenigen Minuten erschöpft. 

Was bleibt ist redundantes Hauen und Stechen vor untergehender Sonne, bei dem sowohl die mitunter ungelenk geführte Handkamera als auch das offensichtliche CGI-Blut stören. Ein ansatzweise vergleichbares Werk wie Takashi Miikes „Izo – The World Can Never Be Changed“ (2004) hielt das Interesse aber zumindest durch die Stilisierung der Inszenierung – und eindrückliche Bilder – aufrecht. Hier genügt weder Sakaguchis unbestreitbare Präsenz noch die gewagte Grundidee. Die Frage „Wie viele denn noch?“ stellt sich daher nicht nur Endlos-Schlächter Musashi, sondern recht schnell auch das Publikum. 

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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