Albert Pyun in da Hood. Mehr in Osteuropa. Dort wird billig und am Fließband produziert. Der richtige Rahmen also für das ambitionierte Projekt einer Filmreihe zum urbanen Leidensweg afroamerikanischer Gangsterstereotypen. Aber seit wann emigrieren die nach Bratislava? Pyun macht es möglich. Ein Episodenfilm sollte es werden. Die laufen aber bekanntermaßen schlechter als Filme des Trash-Titanen an sich. Also blies man die Einzelteile auf und funktionierte sie zu vollwertigem Sprechpuppentheater auf Spielfilmlänge um. Drei Wochen Produktionszeit, drei kurzfristig erweiterte Drehbücher und ein Budget von weniger als zwei Millionen Dollar. Die Katastrophe blieb abzusehen.
„Corrupt“ ist der erste der drei Filme, dem eine Veröffentlichung im deutschsprachigen Raum zuteil wird. Über die Handlung muss kaum ein Wort verloren werden. Ice-T („Mean Guns“), der unter Pyun regelmäßig zum Schauspieler erhoben wird, ist der Platzhirsch im Ghetto. Als ihm einige Emporkömmlinge, darunter Silkk the Shocker („Hot Boyz“), ans Leder wollen, schlägt er zurück. So kurzweilig es auf dem Papier erscheinen mag, so endlos ist die Filmversion. Denn eigentlich passiert nichts. Das grieselige Videofilmmaterial speit ohne Zusammenhang Gangsta-Rapper und einheimische Komparsen ins Bild. Die schießen aufeinander, klauen die Drogen des großen Mannes oder stehen unmotiviert um brennende Tonnen herum.
Flammen schlägt auch Ice-T. Wie auf Knopfdruck verwandelt er sich in eine Fackel und verwandelt unliebsame Gegner in Grillkohle. So viel zum ungeschönten Blick auf den Alltag im Elendsviertel. Ein paar Außenaufnahmen von New York werden zwischengeschnitten. Die Illusion scheint perfekt. Niemand kann ernsthaft geglaubt haben mit einer solch bodenlosen Unverschämtheit davonzukommen. Am wenigsten Albert Pyun. Und der setzt sich nicht erst seit „Omega Doom“ mit der eigenen Inkompetenz auseinander. Doch so unsäglich wie dieser war selbst im Oeuvre des talentfreien Großmeisters noch kein Projekt. Das will wahrlich etwas heißen.
Trotzdem ist die DVD von Schröder Media nicht vergebens. An der lausigen deutschen Synchronisation liegt es nicht. Am Originalton auch nicht. Die Dialoge sind im US-Ghettoslang keinen Deut erträglicher. Es ist Ice-T, der die Scheibe mit seinem irrwitzigen Audiokommentar zum Geheimtipp für fehlgeleitete Feingeister macht. Seine Kommentare zum Film und den Kollegen sind ein Segen unverblümter Ehrlichkeit. Ihm 70 Minuten bei der ironischen Lobpreisung seiner Selbst und der Demontage des Restwerks zu lauschen, erinnert stark an „Mystery Science Theatre 3000“. Unter der Prämisse dürfen ruhig auch die anderen beiden pyun’schen Ghettostudien, namentlich „The Wrecking Crew“ und „Urban Harvest“, in unseren Breiten veröffentlicht werden.
Wertung: (1 / 10)