Die Neunziger waren ein gutes Jahrzehnt für den Punk-Rock. Independent-Labels wie Fat Wreck und Epitaph fuhren nach teils holprigem Start endlich Gewinne ein und nahmen eine Vielzahl an Bands unter Vertrag, die der Popularität des Genres unter Kids in aller Welt nachhaltig zutrugen. Diesen „Kids“ begegnet man auch heute noch auf Konzerten. Bedauerlicherweise ist ihnen aber keine Generation gefolgt, die den Punk dauerhaft in veritablen Sphären verorten könnte. Dass Epitaph heute kaum noch Combos jenes alten Schlages signt, fasst die Rückkehr des Punk-Rocks ins gewohnte Nischendasein durchaus treffend zusammen.
Eine der Bands, die in der (ausklingenden) Blütezeit ins Licht der Aufmerksamkeit strebten, ist CONSUMED. Vier Jahre nach ihrer Gründung, genauer 1998, veröffentlichten die Engländer mit „Breakfast At Pappa’s“ ihre Debüt-EP bei Fat Wreck. Ein Jahr später folgte mit „Hit for Six“ der erste Langspieler – und eine Europa-Tour mit den Label-Kollegen NO USE FOR A NAME, TILT und MAD CADDIES (auf ihrer ersten Visite in Übersee). Ins Raster von Fat Mikes Plattenschmiede passte der Vierer aus Nottingham wie die Faust aufs Auge. Ihr wuchtiger Punk-Rock – oder eben Melodic-Hardcore – wirkt nicht selten wie eine Mischung aus erwähnten NO USE (in ihrer Fat-Frühphase) und STRUNG OUT (siehe „Something to Do“) – nur eben mit britischem Akzent.
Die 14 Songs (in 34 Minuten) geben sich schnörkellos, tempobewusst und sehr melodisch. An Hits mangelt es nicht, wobei neben dem Auftakt „Sunnyside Up“ vor allem „Wake Up With a Smile“, „King Kong Song“, „Lead the Way“ oder „Do the Duchess“ hängen bleiben. Textlich stehen Gefühle im Vordergrund, wobei es nicht allein um Beziehungen geht, sondern auch mal um Zeitgenossen, denen man gern mit einem Gartengerät einen Scheitel ziehen würde („Black and Blue“). Oder eben einen „Twat Called Maurice“. Gehört hat man das alles zweifelsfrei zuhauf, besonders in jenen vergangenen Tagen, doch ist „Hit for Six“ eine Platte, die leicht in guter Erinnerung bleibt. Und so gut wie hier waren CONSUMED, die sich nach einem weiteren Album über Golf Records 2004 (vorerst) auflösten, nicht mehr. Die Neunziger waren einfach ein gutes Jahrzehnt für den Punk-Rock.
Wertung: (7,5 / 10)