„Wenn Sie nochmal mit meiner Frau reden, sagen Sie ihr, ich liebe sie, sie ist mein Kolibri.“ – Actionheld mit Gefühlen: Poe
Die Bruckheimer’sche Explosionswerkstatt hatte in den mittleren 90ern eine ganze Menge zu tun. Selbst ganze Asteroiden („Armageddon“) wurden pulverisiert. Dagegen erschien ein angedrohter Gasangriff auf San Francisco („The Rock“) noch vergleichsweise harmlos. Inmitten dieser knallbunten Clips benötigte man neue Helden, Nicolas „Capt. Overacting“ Cage war einer von ihnen. In „The Rock“ hielt er sich noch etwas bedeckter, dafür kam er doppelt und dreifach nervtötend in Simon Wests „Con Air“ zurück.
Nachdem der ehemalige Elite-Soldat Cameron Poe (Cage) in Notwehr einen Menschen tötete, muss er für mehrere Jahre ins Gefängnis. Während dieser Zeit entgeht ihm u.a. die Geburt seiner Tochter, die er in wenigen Tagen erstmals in seine Arme schließen kann. Eine kurze Überführung in einem Gefängnis-Flugzeug und er hat seine Freiheit wieder. Unter der Führung des wahnsinnigen Cyrus „der Virus“ Grissom (John Malkovich) kapern zahlreiche Schwerverbrecher an Bord das Flugzeug. Am Boden versucht der Sonderermittler John Larkin (John Cusack) das Flugzeug auf die Erde zu bringen. Tatkräftige Unterstützung erhält er dabei von Cameron Poe.
Bruckheimer-Produktionen stehen selten für Tiefsinn, in der „Con Air“-Ära wurde jedoch ausnahmslos auf die optische Verpackung gesetzt. Wo „Armageddon“ allerdings noch unterhaltsam war, waren „The Rock“ und vor allem „Con Air“ lediglich Abziehbilder einer Wegwerf-Gesellschaft, bei denen eine Alibi-Handlung ausnahmslos als Aufhänger für spektakuläre Actionsequenzen inmitten dauerhafter Hochglanz-Optik diente. Der Erfolg gab den Machern sicherlich recht, dennoch wird man sich in einigen Jahrzehnten vielmehr an die Klassiker erinnern, in denen die Helden noch Charisma und Schwächen offenbarten.
Auf der Habenseite hat „Con Air“ definitiv seinen Cast zu verbuchen. Zumindest, wenn man lediglich die Namen berücksichtigt. John Malkovich („Being John Malkovich“) als Oberbösewicht weiß Akzente zu setzen, aber auch John Cusack („Grosse Point Blank“) als hektischer Ermittler oder Steve Buscemi („Desperado“) als Serienmörder machen eine halbwegs gute Figur. Die bedrückte Monica Potter („Saw“) geht komplett unter, noch schlimmer jedoch erwischt es den vermeintlichen Helden Nicolas Cage. Der Versuch, ihn als Actionhelden zu etablieren, scheitert beinahe kläglich. Mit wallendem Haar und gestähltem Körper besticht Cage einzig durch ungelenke Martial-Arts Einlagen und unfreiwillig komische Gesichtsentgleisungen. Die Vielzahl pseudo-lässiger Sprüche macht jedoch leider an der gesamten Besetzung nicht halt.
Erwartungsgemäß ist die Action ausschließlich auf Krawall gebürstet. Was in die Luft fliegen oder zerstört werden kann, tut es auch. Dies geschieht allerdings so dermaßen uninspiriert, dass bei all dem Budenzauber einfach keine Begeisterung aufkommen mag. Das spektakuläre Ende in Las Vegas entbehrt allein aufgrund fehlender Logik jeglicher Beschreibung. „Con Air“ gehört sicherlich zu den Tiefpunkten des kommerziellen Actionkinos der 90er Jahre. Gewollt auf Erfolg getrimmt, mit peinlich coolem Hauptdarsteller inmitten einer knallbunten Verpackung. Selbst auf kommerzieller Ebene geht es nicht viel schlimmer.
Wertung: (4 / 10)