Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft (F 2009)

coco-chanel-der-beginn-einer-leidenschaftAudrey Tautou hat sich erfolgreich vom liebreizenden „Amelie“-Image befreit und international zugleich als wandlungsfähige Charakterdarstellerin empfohlen. Das beweist sie auch in der Filmbiographie „Coco Chanel – Beginn einer Leidenschaft“, in dem sie als visionärer Trotzkopf Damenmode und Haute Couture revolutioniert. Oder zumindest die Weichen stellt, schließlich beschäftigt sich Anne Fontaine („Das Mädchen aus Monaco“), der deutsche Untertitel deutet es an, mit der Vorgeschichte der berühmten Designerin Gabrielle Chanel, genannt Coco.

Die verdingt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Näherin und tritt mit Schwester Adrienne (Marie Gillain, „Female Agents“) als Sängerin in Moulin auf. Dort lernt sie auch den Industriellensohn und Lebemann Étienne Balsan (Benoît Poelvoorde, „Mann beißt Hund“) kennen, der ihr zunächst widerwärtig erscheint. Als Adrienne für einen Adligen aufs Land zieht, tut Coco es ihr gleich und nistet sich bei Étienne ein. Zaghaft und etwas widerwillig führt er sie in die gehobene Gesellschaft ein, wo sie mit ihrem funktionellen Chic bleibende Eindrücke hinterlässt.

Ausgehend von dieser Entwicklung blickt Fontaine, die nach Edmonde Charles-Roux‘ Buch auch das Drehbuch co-verfasste, ins Privatleben Chanels. Nach einer kurzen Einführung in die Kindheit der berühmten Modeschöpferin, die sie in Teilen in einem Waisenhaus zubrachte, folgt nach Zeitsprung und Sangesauftritten der Aufbruch in ein neues Leben. Ihre Beziehung zu Gönner Étienne bleibt entrückt und sonderbar. Er genießt es die Unterschiede ihres gesellschaftlichen Status zu betonen, schätzt aber ihre erfrischende Offenheit. Für den Genuss eines privilegierten Lebens steigt die launische Coco mit ihm ins Bett.

Tautou verkörpert den spröden Charakter mit Hingabe. Étiennes Liebe erwidert sie nicht, lässt sich aber auf die chancenlose Beziehung zum britischen Bergwerksbesitzer Arthur Capel (Alessandro Nivola, „Grace is Gone“) ein. Detailgetreu, prachtvoll ausgestattet und opulent bebildert, mangelt es dem unaufgeregt inszenierten und bemüht vielschichtigen Drama an emotionaler Tiefe. Der berufliche Aufstieg und private Niederschläge erfolgen eher beiläufig und ohne echte Aufwühlung. So löblich diese Zurückhaltung grundlegend auch zu bewerten ist, sie verhindert doch den empathischen Zugang zu den Figuren. Ein durchaus faszinierender, aber eben nicht betörender Film.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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