„Kill a few people, they call you a murderer. Kill a million and you’re a conqueror.” – Lithgows Bösewicht
Anfang der Neunziger war die Welt für Sylvester Stallone noch in Ordnung. Seine Filme spielten Geld ein – meist mehr als sie kosteten – und sein Stern am Firmament beliebter Action-Hallodris schien unsinkbar. Gleiches galt auch für Regisseur Renny Harlin („The Long Kiss Goddnight“), der nach „Stirb langsam 2“ (1990) zu einem der hoffnungsvollsten Verfechter des modernen Krawallkinos aufstieg. Heute ist alles anders. Während nämlich Stallone krampfhaft versucht, über geplante Fortsetzungen zu „Rambo“ (1983-88) und „Rocky“ (1976-90) Licht am Ende des Tunnels zu erspähen, avancierte Flopgarant Harlin zum Spielball der Studio-Gezeiten.
Nach dem finanziellen Desaster des Piratenabenteuers „Cutthroat Island – Die Piratenbraut“ (1995), das die Produktionsgesellschaft Carolco in den Ruin stürzte, musste sich der gebürtige Finne mit lauem Genrewind wie „Deep Blue Sea“ (1999) oder „Mindhunters“ (2004) begnügen. 2001 drehten Stallone und Harlin gemeinsam den Rennfahrer-Trash „Driven“. Doch war der Abstieg beider zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als reine Formsache. Der acht Jahre zuvor produzierte Action-Reißer „Cliffhanger“ hingegen bleibt stellvertretend für die gebeutelten Karrieren beider als Zeuge einer besseren Ära bestehen.
Darin spielt Stallone den Bergretter Gabe Walker. Durch den tragischen Tod einer Freundin traumatisiert, kehrt er seiner Heimat den Rücken und wagt erst nach einem Jahr den Schritt zurück. Als plötzlich der Notruf eines in den Rocky Mountains abgestürzten Flugzeugs eintrifft, eilt Gabe dem einstigen Freund und Bergsteigerkollegen Hal Tucker (Michael Rooker, „The Sixth Day“) bei der Bergung zu Hilfe. Doch die vermeintlichen Opfer entpuppen sich als brutale Verbrecher, die mit Hilfe der erfahrenen Kletterer die verschollene Millionenbeute eines Raubs bergen wollen. Gabe gelingt die Flucht – und entgegen der widrigen Wetterbedingungen der Gegenschlag.
Trotz frostigem Klima ist „Cliffhanger“ ein schweißtreibender Thriller in bester „Stirb langsam“-Manier. Effektreich in Szene gesetzt und gewürzt mit spektakulären Stunts, weiß auch Michael Frances („Hulk“, „The Punisher“) Drehbuch zu überzeugen. Hauptdarsteller Stallone ebenso. Dass dabei mit den Klischees des Genres jongliert wird, macht die furiose Adrenalinschorle nicht realistischer, gestaltet den Wettlauf mit der Zeit aber umso Spannender. Vor zerklüfteter Gebirgskulisse zelebriert Renny Harlin so einen fesselnden Actionfilm, der nicht mit Gewalt und furiosem Feuerzauber geizt.
Auf charakterlicher Ebene spielt sich alles auf gewohntem Terrain ab. Die bösen sind gänzlich durchtriebene Schurken, die sich bis auf den skrupellosen Anführer John Lithgow („Kinsey“) höchstens zu frechen Einzeilern hinreißen lassen. Auf Seite der Bad Guys kollaborieren Rex Linn („Rush Hour“), Leon („Cool Runnings“) und Caroline Goodall („Schindlers Liste“), während Janine Turner („Dr. T and the Women“) als Stallones adrettes Beiwerk aktiven Widerstand leistet. Die Inszenierung ist rasant, die Action feurig – mehr als von „Cliffhanger“ darf von derlei Spartenkino im Grunde nicht erwartet werden.
Wertung: (8 / 10)