Gemeinhin gelten CHUNK! NO, CAPTAIN CHUNK! als ein Maßstab im Pop-Punk. Das kann man zweifelsfrei so sehen, reicht das Repertoire der Franzosen insgesamt doch merklich weiter als das vieler Genre-Kollegen. Sie verlassen sich nicht allein auf einschmeichelnde Melodien und klare Vocals, sondern streifen in kurzen Ausbrüchen samt Schreigesang gern mal den (metallischen) Hardcore. Das jedoch meist dezent, so dass nicht gleich A DAY TO REMEMBER als mahnende Referenz Spalier steht. Der ganz große Wurf allerdings ist auch ihre dritte Platte „Get Lost, Find Yourself“ nicht geworden.
Das große Aha-Erlebnis, das den Mannen aus Paris vielerorts attestiert wird, bleibt dennoch aus. Unbestritten ist die grundlegende Qualität, die klassischen Pop-Punk mit sattem Drall versieht und bei Nummern wie „The Other Line“ tatsächlich deutliche Nähe zu erwähnten A DAY TO REMEMBER sucht. Der Gefälligkeitsfaktor ist stattlich, nur eben nicht so gewaltig, dass sich die Scheibe für die Dauerrotation in der heimischen Beschallungsanlage prädestiniert. Respekt nötigt das selbstverständlich wirkende Nebeneinander von Lässigkeit und Härte ab, das insbesondere beim wuchtigen „Pull You Under“ oder dem kontrastreichen „Every Moment“ zur Geltung kommt.
Dass es CHUNK! NO, CAPTAIN CHUNK! daneben auch vollauf verspielt können, belegen „Set It Straight“ oder „What Goes Around“, bei denen die Shouts ausgespart bleiben und die sonnige Seite in den Vordergrund strebt. In der Summe ergibt das eine Langrille, die über weite Strecken Spaß macht und Flachheiten gekonnt umschifft. Seinen eigenen Sound hat das Quintett zweifelsfrei gefunden, woran auch das wechselfreudige Tempo (als stimmiges Referenzbeispiel empfiehlt sich „Twist the Knife“) Anteil nimmt. Dass es auch diesmal nicht ohne Quotenballade geht (siehe Titeltrack), ist zwar bedauerlich, stößt im ansprechenden Stilmix insgesamt aber nicht allzu sehr auf. Fans jedenfalls dürften keineswegs enttäuscht zurückbleiben.
Wertung: (6,5 / 10)