Das Auto als des Mannes liebstes Kind ist zugleich Statussymbol und Prestigeobjekt. Mit „Christine“ hat Stephen King der bisweilen innigen Beziehung zwischen Fahrzeug und Eigner einen Roman gewidmet, der mit Hochspannung und brutalem Sarkasmus die Obsession eines sozialen Außenseiters zu seinem beseelten Gefährt beschreibt. Kult-Regisseur John Carpenter, der mit „Halloween“ und „The Fog“ Kinogeschichte geschrieben hatte, besorgte die dazu gehörige Filmversion. Die jedoch entpuppt sich als oberflächliche Schauermär ohne echte Tiefe.
Arnie Cunningham (nuanciert: Keith Gordon, „Der weiße Hai 2“) ist ein Nerd wie aus dem Bilderbuch. Von seinen konservativen Eltern zum kümmerlichen Duckmäuser erzogen, gehört das Traktat durch Mitschüler zum Alltag. Besonders Jim Morrison-Lookalike Buddy hat es auf ihn abgesehen. All das ändert sich mit Arnies erster großer Liebe Christine, einem feuerroten 59er Plymouth Fury, von dem Carpenter 24 Karossen restaurieren ließ, um sie später fast alle für den Film zu verschrotten.
Ganz anders als der vernarrte Autobesitzer ist Dennis (John Stockwell, „Top Gun“), sein bester – und einziger – Freund. Er ist Footballer, Mädchenschwarm (becirct wird u. a. Kelly Preston, „Twins – Zwillinge“) und in der schulischen Hackordnung eher am oberen Ende ansässig. Vielleicht überrascht ihn Arnies Veränderung deshalb so sehr. Die Restaurierung Christines schenkt ihm erst Selbstvertrauen und filtert schließlich seine dunklen Seiten heraus. Als die steigende Eifer- und Rachsucht des selbständig fahrenden Autos erste Opfer fordert, geraten auch der misstrauische Dennis und Arnies Freundin, die begehrte Schulschönheit Leigh („Baywatch“-Beiwerk Alexandra Paul) in Gefahr.
Im Buch verwandelt sich Arnie mehr und mehr zum Abbild von Christines Vorbesitzer, was Carpenter, der das Drehbuch schrieb, noch bevor Kings Roman überhaupt veröffentlicht war, komplett ausspart. Er reduziert die Vorlage auf ein tricktechnisch aufwändiges Spektakel, dass wesentliche Handlungsteile im Schnelldurchlauf abarbeitet. Als in den mysteriösen Todesfällen ermittelnder Polizist wird noch Harry Dean Stanton („Blue Velvet“) verschlissen. So verhält es sich mit der passablen Filmfassung eines viel besseren Buches wie mit Christine selbst – schick an der Oberfläche, seelenlos darunter.
Wertung: (5 / 10)