Die bloße Mordgier der Psychopathen im Horrorfilm reicht nicht mehr aus. In der Moderne steht dem gewaltsamen Ende die Folter voran. Die „Saw“-Reihe hat einen Tenor grausamer Perfidität etabliert, die den Todeskampf zum Spektakel erhebt. Splatter und Psycho-Terror sind darin eng verzahnt und machen eine klassische Erzählung, selbst in den eng abgesteckten Grenzen des Genres, weitgehend überflüssig. Obwohl der Verleiher in Text und Aufmachung anderes suggeriert, hebt sich „Choose“ von diesem Trend deutlich ab und bedeutet vornehmlich die Rückkehr zum klassischen Thriller nach Vorgabe des düsteren Meilensteins „Sieben“.
Scheinbar zusammenhanglos peinigt ein Unbekannter mehrere Menschen. Um die Tötung ihrer Familie zu verhindern, muss eine Teenagerin den gefesselten Vater erstechen. Im Vordergrund steht die Wahl. Opfert sie den Erzeuger, wird der Rest ihrer Lieben verschont. Eine Entscheidung treffen muss auch ein Konzertpianist, der entweder sein Gehör oder die Finger verliert. Ebenso ein egozentrisches Model, dem entweder das Augenlicht oder die Schönheit genommen wird. Polizist Tom Wagner (Kevin Pollak, „Die üblichen Verdächtigen“) steht vor einem Rätsel.
Einen entscheidenden Hinweis gibt ausgerechnet seine Tochter, die angehende Journalistin Fiona (Katheryn Winnick, „Kiss & Kill“). Sie wird vom Täter via Internet kontaktiert. Ihre Neugier wird aber nicht allein aus professioneller Sicht geweckt. Der Mörder scheint die Hintergründe des rätselhaften Suizids ihrer Mutter zu kennen. Auf eigene Faust – und entgegen der Warnungen des Vaters – begibt sich Fiona auf gefährliche Spurensuche. Die Lösung führt sie zurück in die Vergangenheit der eigenen Familie – und entblößt ein dunkles Geheimnis.
Obwohl die Herleitung des arg konstruierten Tätermotivs in altbekannten Bahnen verläuft, baut Regie-Debütant Marcus Graves durchaus geschickt Spannung auf. Trotz bemüht schockierender und atmosphärisch morbider Bilder bleibt die Gewalt größtenteils angedeutet. Unbehagen soll aus der Geschichte selbst resultieren und nicht aus der Barbarei des sardonischen Wahlhelfers. Dessen Vorgeschichte setzt Fiona puzzleartig zusammen, was in einer Nebenrolle zwar Altstar Bruce Dern („Driver“) zum Einsatz bringt, insgesamt aber zu überraschungsarm bleibt, als dass der routiniert gespielte Thriller im Fahrwasser der großen Vorbilder wirklich punkten könnte. Ein solides Kann, aber sicher kein Muss.
Wertung: (5 / 10)