
In unsicheren Zeiten braucht es Konstanten. Sie geben Halt und Orientierung. Und Ideen. Gerade davon haben CHEFDENKER einen ganzen Kühlschrank voll. Nun mögen die Puristen behaupten, dass ein Kühlschrank für sie immer noch in den See gehört. Allerdings ist so ein popeliges Stillgewässer für den Ideenreichtum der Kölner um Claus Lüer (KNOCHENFABRIK) viel zu beengt dimensioniert. Daher tritt an seine Stelle der Atlantik, in dem statt ein Kühl- jedoch der Giftschrank entsorgt wird, der in „Lieder aus der Hölle“ als ungeliebter Wahrer des eigenen Vermächtnisses dient.
Eine weitere Konstante ist der Umfang der mittlerweile siebten Platte des Kollektivs. Denn natürlich finden sich darauf 19 Songs, die sich diesmal zwischen 33 Sekunden und (knapp) drei Minuten bewegen, dabei aber überwiegend unter der magischen Marke von zwei Minuten ins Ziel poltern. Dabei werden wie gehabt die wesentlichen Themen des Seins behandelt: Deutsch-Punk am Frühstückstisch etwa („Guten Morgen“). Oder das lästige Warten an der Ampel im Straßenverkehr („Grüner wird’s nicht“). Dafür geht es weniger um den gepflegten Alkoholismus. Das Wort „Dosenbier“ fällt nur ein einziges Mal (bei „Eierlikör“). Dahingehend ist der Kühlschrank zweifelsfrei unterversorgt!
Allerdings fällt schnell auf, dass es CHEFDENKER auf „Ein Kühlschrak voller Ideen“ wieder eine Spur lässiger angehen; dafür stehen beispielsweise die Vorab-Auskopplung „Schnubbi“, das titelgemäß spacig-ferkelige „Schweine im Weltall“ oder „Lieblingslied“. An der ausgeprägt rockigen Note, die auch mal rollend serviert wird, rüttelt das naturgemäß nicht (siehe u. a. „Der bessere Gott“, „Brustbeutel“, „Die schwere Kindheit der künstlichen Intelligenz“, das wunderbare „Roy Black“, „Amnesie & Opportunimsus“ oder „Lass die Sau raus“). Die Übervorteilung des rotzigen Moments erfolgt lediglich am Rande („Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, „Impfen und Würstchen“), so dass auch bei diesem Quasi-Spätwerk kein Mangel an Abwechslung zu beklagen ist. Oder Kurzweil. Auch das zeugt von Kontinuität. Manchen Kühlschränken gehen die Ideen eben nie aus.
Wertung: (7,5 / 10)