Carver (USA 2008)

carverEs ist doch immer das gleiche in der Provinz: Da haust irgendeine degenerierte Sippschaft in der Abgeschiedenheit und trachtet jungen Menschen nach dem Leben. Haben sich diese erst einmal standesgemäß in die Hillbilly-Heimat verirrt, werden sie folglich möglichst effektiv zu Hackfleisch verarbeitet. Die wegweisenden Blaupausen, vorrangig natürlich „Blutgericht in Texas“, hat auch Franklin Guerrero Jr. („The 8th Plague“) verinnerlicht, der mit „Carver“ selbstredend wahren Ereignissen nachstellt. Wenn auch ohne erkennbares Geschick.

Der Einsatz der Digitalkamera, gern auch in verwackelter Haltung belassen, soll Unmittelbarkeit aufzeigen. Die Bilder erscheinen direkt, irgendwie unbequem und doch seltsam wirkungslos. Es geht um eine Gruppe Urlauber, die auf dem Land an Billy Hall (David G. Holland, „Nest of Spiders“) und Bobby Shaw Carver (Erik Fones) geraten, die mit Vorliebe Pärchen schlachten und die Gewaltakte filmisch dokumentieren. Auf eben diesen Heimvideo-Snuff stoßen die Reisenden, schöpfen ob der darstellerischen „Güte“ des Materials aber keinen Verdacht.

Guerreros Zweitwerk gibt sich bemüht unappetitlich. Im Gedächtnis haften bleiben denn auch einzig die rabiaten Gewaltexzesse, allen voran der Hodenquetscher mit Rohrzange in süffisanter Großaufnahme. Eindruck schindet auch das Traktieren zarter Beine mit langen Stahlstiften. Die Kamera ist immer dicht am Geschehen dran, wenn Körper gepeinigt oder mit dem Hammer gleich zu Klump geschlagen werden. Die Grenzen des guten Geschmacks werden gern und oft überschritten, was den platten Gewalt-Porno zum fragwürdig selbstzweckhaften Spektakel aufzieht.

Aber wäre es nicht um die – zumindest im unzensierten Original – zehrenden Gräuel, „Carver“ würde an der akuten Substanzlosigkeit in vollem Umfang scheitern. Das viele Blut und die miesen Darsteller mögen einem minderen Standard verrohten Underground-Filmschaffens genügen, mit tatsächlicher diskursiver Kraft, einem Anstoß zur kritischen Reflektion filmischer Gewalt, aber hat das rein gar nichts zu tun. Die Motive des Grauens im Hinterwald sind längst erschöpft, ihre Wirkungsweise durch in Eingeweide watendem Schund wie diesem längst aufgebraucht. Goutierbar ist das nur noch für die latent sadistische Klientel.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

 

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