Einen guten Ruf zu haben, ist schön. Kaufen kann man sich davon aber nichts. Dies zeigte die letzte Tour der CANCER BATS, die ihren wuchtigen Hardcore-Mix nur vor spärlich gefüllten Reihen präsentieren durften. Trotz ausgezeichneter Kritiken und Geheimtipp-Status. Mal sehen, wie es nach „Hail Destroyer“ für die Kanadier laufen wird. Denn auf Tour sind sie ja eigentlich das ganze Jahr.
Nach dem wütenden „Birthing the Giant“ hat man die eigenen Fähigkeiten etwas kanalisiert und geordnet. Dem Hörer tritt man dennoch mit gefletschten Zähnen gegenüber. Auffallend ist vor allem die Entwicklung von Frontmann Liam Cormier, der nun nicht mehr ganz wie Beelzebub persönlich klingt, sondern sein Organ vielfältiger einsetzt. Wobei seine Stimme weiterhin böse klingt und er klare Gesangslinien gekonnt umgeht.
Die Instrumentalfraktion gibt wie gewohnt das Tempo vor, Punk trifft auf Hardcore und vermengt sich ab und an mit einem Anflug von Stoner-Rock. Das alles gibt es im Regelfall nicht komprimiert in einem Song, sondern hier mal mehr Punk oder Hardcore, dort dann mal etwas mehr Rock („Lucifer’s Rocking Chair“). Dennoch steht der Gesang etwas im Vordergrund, bedrohlich wächst ein Song wie „Bastard’s Waltz“ über den Hörer, nur durch ein paar rockige Riffs unterbrochen.
Mit unglaublicher Geschwindigkeit gehen die CANCER BATS dabei nicht vor, klar sind einige Songs im gehobenen Geschwindigkeitsbereich, aber „Deathsmarch“ zum Beispiel braucht dies nicht, um auch so einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Als Gäste hat man sich übrigens Prominenz ins Studio geholt, auf „Deathsmarch“ ist Tim McIlrath von RISE AGAINST zu hören, Wade McNeil von ALEXISONFIRE grölt auch mal munter ins Mikro und selbst Ben Kowalewicz (BILLY TALENT) darf sich bei „Smilling Politely“ von seiner derben Seite zeigen.
„Hail Destroyer“ ist ein kleines Ungetüm, das den Genießer lauter wie heftiger Musik mal kurz auf den Kopf stellt. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, es könnte für die CANCER BATS erst jetzt so richtig losgehen.
Wertung: (7,5 / 10)