Cadillac Records (USA 2008)

cadillacrecordsWieder ein Biopic und doch viel mehr. In „Cadillac Records“ zeichnet TV-Regisseurin Darnell Martin (u.a. „Law & Order“) den Siegeszug des Blues nach, aus dem Rock ´n Roll, RnB und HipHop hervorgingen. Das auch von ihr verfasste Drehbuch verknüpft die Schicksale diverser bedeutender Wegbereiter, nimmt es unter der farbenfroh nostalgischen Fassade aber mit historischer Akkuranz nicht allzu genau. Das Brüderpaar Leonard und Philip Chess beispielsweise, Pioniere unter dem Banner des legendären Plattenstudios Chess Records, wird allein auf die Persona Leonards komprimiert. Gespielt wird der aber immerhin von Oscar-Preisträger Adrien Brody („Der Pianist“).

Der polnische Migrant jüdischer Herkunft, im Film nicht nur bruder-, sondern auch elternlos, eröffnet im Chicago der Vierziger eine Musikkneipe. Dort trifft er den virtuosen Gitarristen Muddy Waters (Jeffrey Wright, „Syriana“), der sich kurz zuvor noch im Süden der USA als singender Farmarbeiter verdingt hat. Als sein Etablissement Feuer fängt, steckt Leonard die Versicherungssumme in Chess Records (das eigentlich aus Aristocrat Records hervorging) und nimmt neben Waters auch Little Walter (Columbus Short, „Quarantäne“) unter Vertrag, der den Blues durch sein Mundharmonikaspiel revolutionierte.

Martin stärkt das Selbstbewusstsein der Außenseiter. Insbesondere der schwarzen, deren Ausgrenzung durch Gesetz und Gesellschaft beiläufig thematisiert wird. Gegen alle Widrigkeiten landen die ersten Hits und Künstler wie Howlin´ Wolf (Eamonn Walker, „Oz“), Etta James (singt, schwingt die Hüfte und produzierte: Beoncé Knowles, „Dreamgirls“) oder der über Off-Kommentare den narrativen Rahmen bespannende Willie Dixon (Cedric the Entertainer, „Talk to Me“) stoßen hinzu. Auch Chuck Berry (Mos Def, „Be Kind Rewind“), der praktisch im Alleingang den Rock ´n Roll erfand und später in den Knast wanderte, weil er eine Minderjährige über Staatsgrenzen chauffierte.

Durch sie erwirtschaftet Leonard ein Vermögen und honoriert den Einsatz der Musiker mit diversen Cadillacs. Natürlich können die Ereignisse bewegter Jahrzehnte – selbstverständlich inklusive Liebesleid, Suchtproblemen und Tod – nicht über 104 Minuten in adäquater Detailfülle abgehandelt werden. So bleibt in „Cadillac Records“ denn auch vieles flüchtig und noch mehr angedeutet – allen voran die Vielzahl berühmter Protagonisten. Dass die Faszination die offenkundigen Schwachstellen dennoch überwindet, liegt am wunderbaren Miteinander von Darstellern, Ausstattung und (natürlich) der Musik. Ein Film wie die Karrieren seiner Figuren – ein ewiges auf und ab.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

scroll to top