„Osbourne Cox? I thought you might be worried… About the security… Of your shit.“ – Chad
Ihre Durststrecke haben Joel und Ethan Coen überwunden. Der letzte Streich „No Country for Old Men“, ausgezeichnet mit vier Oscars, bedeutete die Rückkehr zum untrüglichen Moment der Brillanz, das sie in der Vergangenheit durch eine Serie individueller Meisterwerke führte. Mit „Burn After Reading“ geht es wieder komödiantisch zu, deshalb aber nicht weniger brillant. Streckenweise erinnert die Erpresser- und Geheimdienst-Posse an ihren Geniestreich „The Big Lebowski“. Nur dass diesmal keine Fragen offen bleiben.
Einzigartig ist das Geschick der Coens, mit dem sie oft simple Plots zu komplexen Studien exzentrischer Charaktere aufblasen. Da treffen Komödie und (Noir-)Thriller aufeinander, Drama und Satire. Die Auslöser sind meist profan, ein sehnlicher, nicht zu erfüllender Wunsch, das aufblitzen krimineller Energie. Diesmal gibt eine Reihe von Schönheits-Operationen den Ausschlag, mit der Fitnesstrainerin Linda Litzke (Frances McDormand, „Fargo“) zu verflogener Anmut zurückkehren will. Auf die Ratschläge und Avancen ihres Chefs Ted (Richard Jenkins, „Six Feet Under“) reagiert sie nicht.
Dafür auf die irre Idee ihres tumben Kollegen Chad (Brad Pitt, „Ocean`s Eleven“). Als nämlich im Fitnessstudio eine Computer-CD mit vermeintlich brisantem Geheimdienstmaterial gefunden wird, versuchen er und Linda Kapital aus dem Fund zu schlagen. Sie erpressen den Urheber des digitalen Schriftstücks, den ehemaligen CIA-Balkanexperten Osbourne Cox (John Malkovich, „Being John Malkovich“). Dabei wollte der nur, nachdem er wegen Trinksucht aus dem aktiven Dienst entlassen wurde, seine Memoiren verfassen.
Wie gewohnt kommt damit ein Figurenkarussell in Gang, das über Fehlinterpretationen und Irrtümer genüsslich in die Katastrophe driftet. In den sich mehrenden Schlamassel schlittern auch Cox‘ berechnende Gattin Katie (Tilda Swinton, „Michael Clayton“), die auf Anraten ihres Scheidungsanwaltes den Rechner des Ex-Mannes in spe ausspionierte, und ihr langjähriger Liebhaber Harry Pfarrer (George Clooney, „Syriana“), ein paranoider Mitarbeiter des Schatzamtes und notorischer Fremdgänger. Um sie herum spinnt sich ein Netz zumeist unfreiwilliger Intrigen, das in seiner Absurdität nicht nur der observierenden CIA Rätsel aufgibt.
Vertreten wird der Geheimdienst durch „Sledge Hammer“ David Rasche und J.K. Simmons („Juno“), die ohne Durchblick verbleiben, jedoch brav alle Leichen beseitigen. Denn so süffisant die Coens die Komik des Plots auch auskosten, der Tiefe Fall der Figuren wird in gewohnt makabren, dabei blutig brutalen Spitzen ausgelotet. Ein Happy End gibt es demnach nur für den Zuschauer, der sich an einer clever konstruierten Geschichte und der enormen Spielfreude des durchweg brillanten Ensembles ergötzen kann. Ein wahnsinnig komisches Verwirrspiel.
Wertung: (8 / 10)