Burke & Hare (GB 2010)

burke-and-hareDie Geschichte sei wahr, versichert die einleitende Texteinblendung. Zumindest abgesehen von den frei erfundenen Passagen! Das Spiel mit Historie und verbürgten Protagonisten ist also ein denkbar augenzwinkerndes in „Burke & Hare“, einer soliden Morität, mit der Kult-Regisseur John Landis („American Werewolf“) seine erste Kinoproduktion seit 1998 vorlegt. Dass diese hierzulande lediglich auf DVD veröffentlicht wird, verwundert angesichts des moralisch kaum definierten Umgangs mit Mord und postmortaler Weiterverwertung wenig. Allerdings könnte die Erstauswertung im Verleihsegment auch einfach auf die durchwachsene humoristische Qualität zurückgeführt werden.

In den Jahren 1827 und 1828 versetzten jene titelgebenden Burke und Hare, beide mit Vornamen William, Schottlands Kapitale Edinburgh in Angst und Schrecken. Aus der Not der Beschäftigungslosigkeit machten sie eine Tugend und verkauften frisch verstorbene an den progressiven Chirurgen Robert Knox. Da per Gesetz keine Versorgung der ärztlichen Fachschaft mit Leichen vorgesehen war, Grabräuberei aber trotzdem nicht gern gesehen ward, beschleunigten die beiden einfach das Ableben mehr oder weniger fideler Zeitgenossen. Der Nachschub für den medizinischen Fortschritt durfte schon allein aus Gründen der Selbstbereicherung nicht versiegen. Das Verschwinden der Opfer aber blieb selbstredend nicht dauerhaft unbemerkt.

Mit Simon Pegg („Shaun of the Dead“) als Burke und Andy Serkis („The Cottage“) als Hare konnte Landis zwei Hauptdarsteller gewinnen, die dem makabren Treiben einen trefflich absurden Anstrich verpassen. Mit viel Liebe zum schmutzigen Detail und sichtlichem Aufwand wurden auch die Sets konzipiert, in denen sich das Duo, gebilligt von Hares versoffener Gattin Lucky (Peggs „Spaced“-Partnerin Jessica Hynes), auf Opfersuche begibt. Das flotte erzählerische Tempo wird jedoch durch unnötig ausgewalzte Nebenplots gedrosselt. So verstrickt sich Knox (Tom Wilkinson, „Michael Clayton“) in einen Konkurrenzkampf mit dem Kollegen Monro (Tim Curry, „The Rocky Horror Picture Show“) und Burke gibt sich als dem Adel zugehörig aus, um der ambitionierten Schauspielerin Ginny (Isla Fisher, „Die Regeln der Gewalt“) näher zu kommen.

Das Problem dieses recht zahmen, betont übermütigen Spiels mit Profitgier und Mord ist die schnelle Ermüdung. Der schwarze Humor ist nicht auf etwaige Schockmomente, sondern die Groteske des Gesamtszenarios ausgerichtet. Der ruppige Umgang mit den Opfern – darunter Alt-Star Christopher Lee („Dracula“) – erschöpft sich in standardisiertem Slapstick. Freunde britischen TV-Humors indes kommen durch zahlreiche Gastauftritte, u.a. von Bill Bailey („Black Books“), Michael Smiley (ebenfalls „Spaced“) oder Stephen Merchant („Extras“), auf ihre Kosten. So ist „Burke & Hare“ ein amüsantes und obendrein klasse besetztes Schauerstück, dem es allerdings bisweilen an originellem Witz mangelt.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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