Im Kino geht bei Hochzeitsvorbereitungen schief, was nur schief gehen kann. Dahingehend bietet „Bridesmaids“ keine Überraschungen. Aber die sympathische Komödie aus dem Dunstkreis Judd Apatows („Beim ersten Mal“) hat als große Stärke Kristen Wiig an Bord, die seit 2005 zum Ensemble des TV-Dauerbrenners „Saturday Night Live“ zählt. Dem internationalen Publikum blieb sie trotz Mitwirkung in „MacGruber“ und „Paul“ bislang eher unbekannt. Aber ihr später Durchbruch fällt umso gewaltiger aus, da sie mit Annie Mumolo auch das Oscar-nominierte Drehbuch des Überraschungserfolgs schrieb, der allein in den USA fast 170 Millionen Dollar einspielte.
Darin mimt Wiig die gutherzige, aber chronisch frustrierte Annie Walker. Die hat kein Glück mit Männern und auch keines im Job. Stets pleite, lebt sie mit einem kauzigen britischen Geschwisterpaar (mit dabei: „Little Britain“-Star Matt Lucas) zusammen und trauert ihrer gescheiterten Selbstständigkeit als Kuchenbäckerin nach. Ausbruch aus der Lethargie verspricht die Hochzeit ihrer besten Freundin Lillian (Wiigs „Saturday Night Life“-Kollegin Maya Rudolph, „Away We Go“), bei der Annie als Trauzeugin auftreten soll. Eigentlich ein Grund zur Freude. Wäre da nicht Helen (Rose Byrne, „Damages“), die mit dem Boss von Lillians Bräutigam verheiratet ist.
Sie hat Einfluss und vor allem Geld. Also all das, was Annie nicht hat. So verstricken sich die beiden in einen verbissenen Wettstreit um die Gunst der Braut. Und weil auch die übrigen Brautjungfern – u.a. die als Beste Nebendarstellerin für den Oscar nominierte Melissa McCarthy („Gilmore Girls“) – deutlich neben der Spur sind, nimmt das Chaos seinen vorbestimmten Lauf. Das wirkt mitunter zwar etwas gedehnt, dabei aber stets sympathisch und ohne (allzu viele) fäkale Ausrutscher. Ohne Kotze und Durchfall geht es allerdings auch diesmal nicht. Neben dem mal albernen, meist aber durchaus feingeistigen Humor kommt auch die emotionale Komponente nicht zu kurz.
„Bridesmaids“ ist im Grunde eine typische Judd Apatow-Produktion. Mit dem Unterschied, dass vor allem aufgrund der großartigen Kristen Wiig das Verhältnis zwischen derben Zoten und romantischen Anflügen stimmt. Bei Annies Männern wird das bereits durch die Gegenüberstellung ihres arroganten Bettgespiels Ted (absurde Nebenrolle für „Mad Men“-Star Jon Hamm) und dem liebenswerten Polizisten Nathan (Chris O’Dowd, „The IT Crowd“) deutlich. So hangelt sich der auch als Produzent fungierende Regisseur Paul Feig („Weeds“, „Nurse Jackie“) mit Timing und wonnigem Ensemble von einer Katastrophe zur nächsten – und serviert eine zwar irgendwie typische, dafür aber vortrefflich geschriebene Komödie.
Wertung: (7 / 10)