Fraglos bestand nach der BOGDAN-Debüt-EP „Okaye Songs schief gesungen“ Luft nach oben. Und das nicht allein aufgrund des mäßigen, obgleich wahrheitsgemäßen Titels. Der Grund: Solo-Urheber Werner, Musikprojekt-Hopper zwischen Pop-Punk (RUN, MELOS!), Instrumental-Post-Rock (ATLANTIC EMPIRE) und Post-Hardcore (WORST KID EVER), kann nicht singen. Da simple Probleme aber nach einfachen Lösungen verlangen, wurde die EP mit alternativem Frontpersonal aus dem RUN, MELOS!-Dunstkreis kurzerhand neu eingesungen.
Allerdings blieb „Okaye Songs okay gesungen“ nur eine kurze Lebensdauer vergönnt. Denn Werner… äh BOGDAN hatte Blut geleckt. Vor allem, da der Spontan-Deutsch-Punk leicht von der Hand und trotz bewusst repetitivem Muster gut ins Ohr ging. Also wurde ein Album ins (genesene) Auge gefasst, dessen erforderlicher Umfang durch die optimierten Versionen der Ursprungs-Tracks gewährleistet werden konnte. Quasi-Recycling als Momentum. Nur der Name störte. Bogdans gibt es in der Musikwelt schließlich wie Müllers am Baggersee. Ergo BOGDAN ALLSTARS zur Überwindung des Solo-Status. Das Gesamtwerk der bisherigen BOGDAN-Werkschau führt die qualitativ schrittweise steigende Vorabverortung im Titel konsequent fort: „Solides Mittelmaß“. Da freut man sich glatt auf das in zwanzig Jahren erscheinende Spätwerk „Anmutige Perfektion“.
Aber tauchen wir zunächst ins programmatische Mittelfeld der Gegenwart ein, das natürlich keines ist. Denn BOGDAN und seine ALLSTARS machen mit „echtem“ Gesang – in weiblich männlichem Wechselspiel – tatsächlich richtig Laune. Wer die Anfänge mitverfolgt hat, kann die Entwicklung von bereits duften „Frühwerken“ (siehe „Ich find‘ Karate auch gut“ oder „Zweitstimme FDP“) zum zunehmend voluminösen, darüber aber textlich nicht weniger bissigen Anspruchs-Punk erkennen (als Beispiel dient „Black Metal ist Krieg“: Campino-Backpfeife trifft Claus-Lüer-Liebeserklärung). Dabei steht eins fest: Ein Hit wie „Karl Dall hätte es so gewollt“ ist kein Zufall, selbst wenn er das Gros der übrigen Beiträge überragt. Unterstellen wir BOGDAN also, dass er einen Plan hat, und hoffen darauf, dass noch mehr als eine weitere Platte dieser Güteklasse in ihm und seinen ALLSTARS steckt. Zur „Anmutigen Perfektion“ ist es immerhin noch ein gutes Stück.
Wertung: (7,5 / 10)