Meet the Maniac and his Friend.
1974 drehte Tobe Hooper seinen zweiten Spielfilm. „The Texas Chainsaw Massacre“ avancierte binnen kurzer Zeit zum Klassiker des Terrorkinos und inspiriert das Horrorgenre bis in die Gegenwart. Die Qualität seines wegweisenden Frühwerks erreichte er in späteren Arbeiten nicht mehr. Zwei Jahre nach dem hintergründigen Schocker um die texanische Kannibalensippschaft inszenierte er „Eaten Alive“, auch bekannt unter den Titeln „Blutrausch“ und „Death Trap“. Die erneute Zusammenarbeit mit Kim Henkel, Co-Autor des „TCM“, erwies sich zwar als deutlich blutiger, vermochte in Sachen Atmosphäre aber keine nachhaltigen Höhepunkte zu setzen.
Dafür lässt Hitchcocks „Psycho“ grüßen, wenn Neville Brand („Tora! Tora! Tora!“) als geistesgestörter Hotelier seine Gäste meuchelt. Ohne das Zutun einer bis in den Tod dominanten Mutterfigur, dafür mit ausgewachsenem (Papp-)Krokodil in der sumpfigen Nachbarschaft. Das Reptil verputzt denn auch artig alle Spuren, kommt mit der Verdauung aber kaum hinterher, da sich mehr und mehr Städter in die abseitige Absteige verirren. Darunter befindet sich auch ein lustloser Mel Ferrer („Krieg und Frieden“), der mit angeklebtem Schnurbart dem Verbleib der verschwundenen Tochter nachspürt. Diese hat sich in der Umgebung als Prostituierte verdingt, bis auch sie dem speziellen Service in Brands Etablissement zum Opfer fiel.
Komplett in Studiokulissen abgedreht und in seiner Ausleuchtung den B-Movies der Fünfziger verpflichtet, verfügt das Ambiente über eine erfrischend surreale Note. Untermalt von psychedelischen Soundschnipseln und Tierlauten, öffnet sich der wohlige Swamp-Slasher für eine Galavorstellung Neville Brands, der, Erinnerungen an Billy Bob Thornton weckend, den mörderischen Kriegsveteran mit Holzbein gibt. Die Darbietungen der übrigen Chargisten reichen von routiniert (Stuart Whitman, „Die Comancheros“) bis glanzlos (Carolyn Jones, „Das Kabinett des Professor Bondi“), sind mitunter erstaunlich überzeugend, wenn auch stets am Rande der Übertreibung. Mit dabei ist auch „Nightmare on Elm Street“-Kultschlitzer Robert Englund als aufmüpfiger Rocker. „Eaten Alive“ ist wahrlich kein Meilenstein und doch ein zu Unrecht vergessener Leckerbissen des Grindhouse Cinema.
Wertung: (6 / 10)