Blink-182 – Blink-182 (2003, Geffen Records)

Seit einiger Zeit ist es zum Trend verkommen, sich über die sinnfreien Spaß-Punker von BLINK-182 auszulassen. Ihre grenzdebilen, vorpubertären Späße und Songs können zwar eigentlich niemandem wehtun, doch muss es einem angesichts der vielen Anfeindungen fast schon peinlich sein, die Jungs zu mögen. Das muss den geneigten Fan jedoch nicht davon abhalten, Mark Hoppus, Tom DeLonge und Travis Barker weiterhin die Stange zu halten. Ohne Frage gibt es bessere Musiker als die drei, ihr Gespür für butterweiche Songs mit hohem Ohrwurmfaktor ist aber weiterhin unbestritten.

Mit dem Nebenprojekt BOXCAR RACER zeigten sich im letzten Jahr zumindest zwei Drittel der Band von einer ernsteren Seite. Das Ergebnis konnte jedoch nicht ganz überzeugen, da es in seiner Gesamtheit doch etwas verquer und sperrig erschien. Nach etwa einem Jahr Arbeit setzt es nun aber das neue, selbstbetitelte Album von BLINK-182, das die Band von einer kaum für möglich gehaltenen Reife zeigt. Bereits die erste Single, „Feeling This“, war irgendwie anders als das, was sonst Heißhunger auf ein Album der Band machen soll. Verspielter, weniger poppig und mit vielseitigeren Einflüssen behaftet, brauchte man für den Song vielleicht zwei, drei Durchläufe mehr als gewohnt.

Das Album ist voll von solch kleinen, häufig melancholischen Perlen, die das Rad des Punkrock gewiss nicht neu erfinden, die Band aber interessant wie nie zeigen. Nur noch ab und zu wird ein wenig mehr Gas gegeben, so wie man es gewohnt ist, doch auch dann klingt man irgendwie anders und gereifter. Dabei muss vor allem das Zusammenspiel der Band erwähnt werden, das wohl noch nie so homogen geklungen hat und vor allem die beiden Sänger Mark Hoppus und Tom DeLonge ergänzen sich hervorragend. Was früher noch eher strikt getrennt war, wird hier zusammengefügt und bringt neuen Pep in den eigentlich immer gleichklingenden BLINK-182-Sound.

Die endgültige Wandlung der Band wird jedoch nicht durch den Großteil der Midtempo-Songs mitsamt ihren zahlreichen musikalischen Experimenten dokumentiert, vielmehr ist es die Ballade „All Of This“, die mit THE CURE Frontmann Robert Smith eingespielt wurde. Vom pubertären Schabernack auf „Eis am Stiel“-Niveau haben sich BLINK-182 zumindest mit diesem Werk verabschiedet, was ihnen wohl niemand mehr zugetraut hätte. Ihren zahlreichen Kritikern haben sie es mit dieser Platte definitiv bewiesen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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