Blastfighter – Der Exekutor (I/F 1984)

„You wanna know who I am? I’m a son of a bitch!“ – Nicht zu Scherzen aufgelegt: Jake

Lamberto Bava zählt zu den Granden des italienischen Bahnhofskinos. Der Sohn von Regie-Legende Mario Bava („Die Stunde wenn Dracula kommt“) war vornehmlich im Horror-Metier heimisch und fertigte neben dem grellen Klassiker „Dämonen“ (1986) u. a. „A Blade in the Dark“, „Monster Shark“ (beide 1984) oder „Ghosthouse 2“ (1986). Mit „Blastfighter – Der Exekutor“ servierte Bava (Junior) anno 1984 eine zwar eigenwillige, erzählerisch jedoch reichlich ungelenke Mixtur aus „Beim Sterben ist jeder der Erste“ (1972) und „Rambo: First Blood“ (1982). Wie weit die Ehrerbietung zum erstgenannten Wegbereiter reicht, zeigt sich, neben dem Dreh an Originalschauplätzen, am kurzen Gastspiel von Billy Redden, der auch in John Boormans abgründigem Thriller das Banjo geschwungen hatte.

Das Hillbilly-Milieu ist damit klar abgesteckt. In jenes verschlägt es den mürrischen, frisch aus dem Knast entlassenen Ex-Cop Jake „Tiger“ Sharp (markig: Michael Sopkiw, „Monster Shark“). Zum pumpenden Synthie-Soundtrack von Fabio Frizzi („Ein Zombie hing am Glockenseil“), hier „amerikanisiert“ Andrew Barrymore genannt, wird er vom Gefährten Cochran (George Williams) aufgelesen. Der hegt offenbar einen tiefgreifenden Waffen-Fetisch, verfällt er doch in einen Exkurs über die Vorzüge eines Jake als Geschenk gereichten Gewehrs (genauer: eine SPAS-12 Repetierflinte), das eine schiere Fülle vielseitiger Munition verarbeiten kann. Fehlt nur noch das passende Lumpenpack, dem per Präzisions-Locher ein paar neue Körperöffnungen beschert werden können. Klingt reißerisch? Na klar, aber zum Film passt es wie die Faust ins Fressbrett. 

Bava, hier unter dem Pseudonym John Old Jr. gelistet, lässt es ruhig angehen. Wenn Jake mit dem Auto durch die Abenddämmerung juckelt, dudelt dazu Country im Hintergrund. Das geht fraglos stimmungsvoller. Überhaupt kommt der ursprünglich als Science-Fiction-Reißer (als Regisseur war Lucio Fulci vorgesehen) konzipierte Film nur schwer in Gang. Selbst die eigentliche Handlung zeichnet sich erst allmählich ab. Um diese zu stützen, findet Jake, nachdem er es nicht fertiggebracht hat, erlittenes Unrecht mit besagter Flinte zu sühnen, sein Ziel im Hinterland der Appalachen; in seiner alten Heimat, wo jeder mit jedem verwandt ist und Neuankömmlinge traditionell argwöhnisch beäugt werden. Konflikte lassen da naturgemäß nicht lange auf sich warten. Hier werden sie von skrupellosen Jagdgesellen befeuert, die für einen chinesischen Heimwerker-Pharmazeuten in der Tierwelt niederknallen, was nicht bei drei in der Botanik abgetaucht ist.

Doch Jake will keinen Krawall, sondern Ruhe und Rückzug. Beides bleibt ihm verwehrt. Die nächste Eskalationsstufe ist erreicht, als einem von ihm gepflegten, brav im Auto kutschierten Rehkitz die Kehle durchgeschnitten wird. Für den brüchigen Burgfrieden sorgt Jakes alter Bekannter Tom (Italo-Grande George Eastman, „Wild Dogs“), dem älteren Bruder von Redneck-Rädelsführer Wally (Stefano Mingardo, „Der Bomber“). Also bleibt Zeit für weitere Entschleunigung, die mit eingestreuten Rückblicken auf Jakes vigilante Vergangenheit und dem unvermittelten Besuch seiner entfremdeten Tochter Connie (Valentina Forte, „Body Count – Mathematik des Schreckens“) gefüllt wird. Als die Provokationen von Wally und Kumpanen in einen Mordversuch münden (als Explosionsgrund genügt einmal mehr, dass Kraftfahrzeuge einen Abhang herunterrollen), erhalten Jake und Connie Gelegenheit, während einer Menschenjagd zueinander zu finden. 

Da „Blastfighter“ aber nun mal kein Familienfilm, sondern ein brutaler, sleazig angehauchter Backwood-Thriller auf B-Niveau bleibt, müssen die ruchlosen Hinterwäldler noch allerlei (Kollateral-)Schaden anrichten, ehe Jake dem lieben Frieden tatsächlich abschwört und mit seinem Präzisions-Ballermann alles in Stücke schießt, was in Sachen Vermehrungstrieb die eigenen Verwandten nicht zwangsläufig ausklammert. In Eastmans durchaus ambivalentem Quasi-Patriarchen findet er immerhin einen Gegner von charakterlichem Format. Und grundlegendem Charisma. Ein beträchtlicher Teil des übrigen Darstellerzirkels – vor der Kamera agieren auch Ottaviano Dell’Acqua („Zombie III“), Massimo Vanni („The Riffs“) und Regie-Assistent Michele Soavi („The Church“) – verlegt sich hingegen auf drolliges Chargenspiel. Der Rede wert ist der angestaubte, nie an der melancholischen Zerrissenheit seiner Hauptfigur interessierte Männerfilm bedingt. Fans der italienischen Kino-Gangart dürfte (und sollte) das jedoch kaum ein Hinderungsgrund sein.  

Wertung: 4.5 out of 10 stars (4,5 / 10)

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