Der Aufstand der Action-Opas geht weiter. Statt der üblichen qualitätsarmen Alterssicherung setzen die etablierten Genre-Haudegen vermehrt auf Retro-Charme. „The Expendables“ machte es vor, andere taten es gleich. Zwei, die seit mehr als drei Jahrzehnten in der Unterhaltungsindustrie ihre Kreise ziehen, sind Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren. Gemeinsam standen sie in „Expendables 2“ sowie drei „Universal Soldier“-Filmen vor der Kamera. Bereits dort ging es meist darum, den Geist einer speziellen Ära aufleben zu lassen. Von dieser Strategie profitiert auch „Black Water“. Vollends aufgehen will die Rechnung allerdings nicht.
Das von Van Damme auch produzierte Regiedebüt des umtriebigen Kameramannes Pasha Patriki („The Sound“) ist mehr Thriller als reinrassiger Actioner. Das erscheint zunächst verzeihlich, schließlich sind die erwähnten B-Stars auch nicht mehr die Jüngsten. Als größtes Versäumnis erweist sich jedoch die spärliche Präsenzzeit Lundgrens, der die meisten Szenen stiehlt und mit süffisanter Übertreibung zeigt, wohin die Reise hätte gehen können. So aber ist es weitgehend an Van Damme, den mit rund 105 Minuten merklich überdehnten Plot nach vorn zu bringen. Darstellerisch klappt das routiniert; vor allem zu Beginn, wenn Patriki sowohl Van Dammes Regierungsagenten Scott Wheeler als auch den Zuschauer über die eigentliche Prämisse im Unklaren lässt.
Wheeler erwacht benommen in einer dunklen Zelle. Der aus dem Nebenraum vage Sympathiebekundungen schickende Marco (Lundgren) ist selbst ein Gefangener. Das Besondere daran: Der Geheim-Knast befindet sich auf einem U-Boot und bietet dem Staatsschutz fernab der öffentlichen Aufmerksamkeit die Gelegenheit, die ganz schweren Jungs verschwinden zu lassen. Wie Wheeler ins Bild passt, veranschaulicht dessen eingeschobene Vorgeschichte, die mit einem zünftigen Feuergefecht besiegelt wird. Dass „Black Water“ für B-Unterhaltung in Reinkultur steht, wird unter anderem dadurch bekräftigt, dass die Schurkenriege trotz vollautomatischer Waffen kein Scheunentor trifft. Dafür gibt es – Van Damme sei Dank – saftende Körpertreffer in Zeitlupe. Bis hierhin liegt Patriki voll auf Kurs.
Auslöser des Kugelhagels bildet eine Festplatte mit brisanten Informationen, die auf einen Maulwurf beim Geheimdienst verweist. Wheeler, der den Datenzugang hütet, gerät selbst in Verdacht, auf der falschen Seite zu stehen, und soll nach seiner Ergreifung von CIA-Agent Ferris (begegnete Van Damme bereits in „Mit stählerner Faust“: Patrick Kilpatrick) zum Sprechen gebracht werden. Mit an Bord des U-Boots geht auch des Beschuldigten Vorgesetzter Rhodes (Al Sapienza, „Die Sopranos“), der Versucht, die Wogen zu glätten. Nachdem sich der wahre Hintermann jedoch zu erkennen gegeben und das Boot in seine Gewalt gebracht hat, muss Wheeler auf beengtem Raum sein ganzes Können abrufen, um sich und die ihm beistehende Jung-Agentin Cassie (Jasmine Waltz, „House Red“) zu schützen.
Mehr als ein gediegenes Spätwerk erwächst aus dieser Grundlage nicht. Dass es wenig ratsam erscheint, sich in einer hochtechnisierten Metallbüchse tief unter dem Meeresspiegel mit Feuerwaffen zu beharken, hält das Ensemble kaum vom ausgiebigen Stellungskrieg ab. Dazwischen wird mehr geredet als erforderlich und die meist im Halbdunkel abgespulten Handgreiflichkeiten erweisen sich als wenig spektakulär, genügen aber allemal, um das Zielpublikum bei Laune zu halten. Der muntere Lundgren darf erst auf der Zielgeraden aktiv ins Geschehen eingreifen und muss vor dem Showdown neuerlich abtauchen, um den konstruierten Wendungen nicht im Wege zu stehen, die am Ende sämtliche Fronten eindeutig klären. Das geht fraglos knackiger, dürfte Fans der alternden Brachial-Mimen aber zumindest durch die gefälligen Ansätze milde stimmen.
Wertung: (5 / 10)