Bitch Slap (USA 2009)

bitch-slapMit „Bitch Slap“ hat Rick Jacobson geschafft, was schon viele Regisseure zuvor (vergebens) versucht haben, nämlich einen feuchten Traum zu verfilmen. Ein wilder Vorspann, in dem diverse Szenen aus „Frauenfilmen“ – von „Coffy“ bis hin zu „Faster Pussycat, Kill, Kill!“ – vermengt werden, eröffnet die 100-minütige Sexploitation. Und es soll noch besser kommen!

Die (hust!hust!) Story ist schnell erzählt: Drei dralle Ladies, die toughe Börsenmaklerin Hel (Erin Cummings, „Spartacus: Blood and Sand“), die (im wahrsten Sinne des Wortes) schlagfertige Drogendealerin/Killerin Camero (America Olivo, „Friday the 13th“) und die zuckersüße Stripperin Trixie (Julia Voth), stranden in einer Wüstenlandschaft mitten im Nirgendwo. Genau da sollen Diamanten im Wert von 200 Millionen US-Dollar vergraben sein. Genaueres scheint der kriminelle Gage („Hercules“-Sidekick Michael Hurst) zu wissen, der hinten im Kofferraum Platz nehmen musste, lebt aber nicht lang genug, um tatsächlich helfen zu können. Dass die Situation schnell außer Kontrolle geraten muss, zeigen eingestreute Flashbacks, die verdeutlichen, wie die Geschichte ihren wahnwitzigen Lauf nahm. Und am Ende ist nichts mehr so, wie es anfangs zu sein schien!

Ein Film, in dem jede Frau ein steiler Zahn ist, mindestens Körbchengröße D hat und nie die Bluse zuknöpft? Ein Film, in dem drei von ihnen in High-Heels im heißen Wüstensand rumgraben, mit großkalibrigen Wummen hantieren und sich minutenlang blutigst das Make-Up aus der Visage dreschen? Ein Film, in dem sich zu einem nerdig-schießwütigen Punk und seiner durchgeknallten japanischen Freundin, die mit allen nur japanisch spricht und dessen Jo-Jo höllisch scharfe Klingen integriert hat, noch ein anscheinend unbesiegbarer Über-Gangsterboss á la Keyser Soze dazu gesellet? Ein Film, in dem neben Michael Hurst auch die anderen Hauptdarsteller der allseits beliebten TV-Serien „Hercules“ (Kevin Sorbo) und „Xena“ (Lucy Lawless, Renèe O’Connor) auftauchen? So einen Film gibt es nicht? So einen Film gibt es wohl – und er hat noch viel mehr zu bieten!

„Bitch Slap“ ist, zumindest für die heterosexuellen, virilen Jungens da draußen, der absolute Traumfilm schlechthin. Alle Charaktere sind durch und durch Over the Top, wobei America Olivo ab und an doch zu viel Over-Acting betreibt. Zuhauf kommt dies in Situationen, in denen ihr Charakter mal wieder die Fassung verlieren darf, aber es gibt mindestens „zwei gewichtige Argumente“, weshalb auch dieser kleiner Schönheitsfehler schnell in Vergessenheit geraten dürfte. An dieser Stelle wäre übrigens ein Hoch auf die plastische Chirurgie eine schöne Geste. Der Löwenanteil des Edel No-Brainers findet in der Wüste statt, einzig die schon genannten Flashbacks spielen in der absichtlich schlecht getricksten weiten Welt (Grindhouse, baby!).

Das Stilmittel der in diesen Flashbacks rückwärts erzählten Geschichte erweist sich hier als goldrichtig, da gegen die nicht zu leugnende inhaltliche Leere in chronologischer Wiedergabe auch die prall gefüllten Dekolletés aller weiblicher Darstellerinnen nicht viel hätten ausrichten können. Und der dolle Schlusstwist, der dem geneigten Genrekenner natürlich schon relativ früh ins Auge springt, hätte so auch nicht sein können. Überaus gelungen ist auch die Action. Ein Fight zwischen Hel und Camero ist aus mehreren Gründen das Highlight des an Highlights nicht sparsamen Films. Die Choreographie stimmt, ebenso die musikalische Untermalung und die Schnitttechnik – und die beiden Mädels haben echt was drauf. Nicht nur artentypisch an den Haaren ziehen, so hart haben sich nicht einmal Van Damme und Lundgren im letzten „Universal Soldier“ verkloppt.

Zur Kamera und dem Soundtrack sei natürlich noch gesagt, dass sie nicht nur in dieser Szene gelungen sind. Aber auch in seinen seltenen „ruhigen“ Momenten, wo mal nichts in die Luft fliegt, zeigt „Bitch Slap“ Atemberaubendes. Man(n) stelle sich die schon erwähnte Szene, in der die drei Protagonistinnen im Sand herumbuddeln, vor. Wie bereits bekannt, kann das Thermometer in einer Wüstenlandschaft schnell in die Höhe schießen. Da kommt die sonst so ruhige und zurückgezogene Trixie auf die grandiose Idee, doch mal eine Wasserschlacht zu veranstalten! Und weil das Schicksal/der Drehbuchschreiber es gut mit uns meint, sind die verschwitzten Mädels plötzlich von mehreren Eimern voller Wasser umgeben – ich könnte schwören, eine Szene zuvor waren sie noch nicht da!

Der folgende Wet T-Shirt Contest mitten in der Einöde ist so absurd, dass er zum filmischen Gesamtkontext passt wie der Größenwahn zu Michael Bay. Eine cinematographische Meisterleistung sondergleichen. Hätte ein gewisser Robert Rodriguez zu seinem ebenso gelungenen „Planet Terror“ Jacobsons Streifen ins „Grindhouse“-Boot geholt, so wäre uns der ödeste Tarantino erspart geblieben und das Double-Feature wäre vollendet. Apropos „Grindhouse“: Im April 2010 erscheint von „Bitch Slap“ eine limitierte Variante, die bedeutungsschwanger Doppel-D-Version betitelt wird – und die dieselbe Kanisterform wie einst die limitierten Tarantino/Rodriguez-Einzelfilme aufweist. Icke freu mir!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

 

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