Da ist er nun, der zweite Streich von BILLY TALENT. Große Namen braucht das Quartett nicht, der neue Longplayer hört einfach auf den Namen „Billy Talent II“. Nachdem das Debüt quasi durchs Dach schoss, die mit Preisen geehrte Band plötzlich überall präsent war und mit Lob nur so überschüttet wurde, ist die Erwartungshaltung an den Nachfolger entsprechend groß. Daran sind schon ganz andere Bands gescheitert. Doch „Billy Talent II“ stellt im Großen und Ganzen zufrieden. Es ist ein äußerst anständiges Rock-Album geworden, wenn es auch nicht an den zu Recht hoch gelobten Erstling heranreicht. Aber stand dies nicht eigentlich von Anfang an fest?
Die erste Single „Devil in a Midnight Mass“ strotzt zum Auftakt erst einmal vor Spielfreude, Härte, Dynamik und einem Refrain zum abfeiern. Textlich allerdings hält sich die Party in Grenzen. Frontmann Benjamin Kowalewicz hat mal wieder in die dunklen Stellen seiner selbst gelauscht. „Red Flag“ war bereits vor Monaten zu hören und war auch auf dem „Taste of Chaos“-Sampler. Für die Album-Version packte man den Kracher aber erst mal bei den Eiern und entzog ihm einen Teil seiner Wucht bzw. verpasste ihm ein an manchen Stellen glatteres Gesicht. Schade, wenn dies auch der auf den ersten Blick größte Hit des Albums ist.
Dann aber wird es ruhiger, zumindest für die Verhältnisse von BILLY TALENT. Die Kanadier tendieren mehr zum Rock, wirken ein wenig klarer und beinahe biederer als zuletzt. Darunter leidet mitnichten das Hitpotenzial von „Billy Talent II“ – mag das Tempo auch ein wenig gedrosselt sein, Songs des Kalibers „Fallen Leaves“, „Where is the Line“ oder „Sympathy“ sind Smasher erster Güte. Punkt. Dennoch hinterlässt das Album einen schalen Beigeschmack, wobei dies in erster Linie der hohen Erwartungshaltung zu schulden bleiben dürfte. Möglicherweise wird sich das im Laufe der Zeit relativieren. Fest jedoch steht, dass die Momente vor Staunen heruntergeklappter Kinnladen vorläufig passé sind.
Wertung: (7 / 10)