Bierfest (USA 2006)

bierfestDas amerikanische Bild der Deutschen ist bajuwarisch geprägt. Hans und Fritz tragen Lederhosen – und das mit Stolz. Das Umfeld des urbayrischen Oktoberfestes scheint die optimale Grundlage für eine Blödelkomödie über kulturelle Unterschiede. Denn wo, wenn nicht am Nabel des teutonischen Traditionalismus, ließe sich trefflicher der Hebel derber Fließbandzoten ansetzen? Dazu gehören namhafte Gesichter. Solche, die auf beiden Kontinenten bekannt sind. Eines davon gehört Altstar Donald Sutherland („Space Cowboys“), der als Germanengroßvater Wolfhouse per postmortaler Videobotschaft die eigene Beerdigung anheizt. Er kippt drei halbe Maß und zelebriert den Freitod.

Dessen Enkel Todd (Erik Stolhanske, „Super süß und super sexy“) und Jan (Paul Soter, „Puddle Cruiser“) reisen ins ferne München, um die Asche des Verstorbenen auf den Wiesn zu verstreuen. Überschattet wird dies Unterfangen letzter Ehrerbietung vom bislang unbekannten Onkel von Wolfshausen (Jürgen Prochnow, „Da Vinci Code“) und dessen Verwandtschaft (u.a. „Gladiator“ Ralf Möller in einer undankbaren Nebenrolle). Die beleidigen erst die Ehre des amerikanischen Familienzweigs und trinken diesen anschließend unter den Tisch. Das wollen die Brüder Wolfhouse nicht auf sich sitzen lassen. Zurück in der Heimat scharen sie drei nicht eben helle Saufkumpane (darunter Regisseur Jay Chandrasekhar) um sich. Nach einem Jahr harten Trainings kehren sie nach Bayern zurück, um beim geheim ausgetragenen Bierfest – einem internationalen Kräftemessen der Schluckspechte – Rache zu nehmen.

Das promillebeständige Holz, aus dem der primitive Ulk gezimmert ist, trägt die Signatur von Broken Lizard. Das fünfköpfige Gespann, das seine Filme stets schreibt, produziert, inszeniert und spielt, bewies bereits mit „Super Troopers“ und „Ein Duke kommt selten allein“ untrügliches Gespür für Komödien ohne Komik. Auch ihr Beitrag zum Vollsuff ist eine nach alter Tradition gebraute Klamotte, die einfach zu schnell einen schalen Geschmack entfaltet. Die Figuren bleiben ohne jeden Charme, der Versuch, die Lachmuskeln durch Namen wie Schniedelwichsen zu kitzeln die plumpe Suche nach flüchtigen Anzüglichkeiten. Aus den Dialogen lässt sich kein Witz schöpfen. Also müssen Geschmacklosigkeiten her, die zwar vereinzelt funktionieren, insgesamt aber eine geradezu beschämende Scherzfrequentierung vorweisen. Wenn der Deutsche gemeinhin als humorlos gilt, müssen sich Broken Lizard den gleichen Vorwurf gefallen lassen. Denn ob deutsch oder nicht – bei diesem Film hat niemand gut lachen.

Wertung: 2 out of 10 stars (2 / 10)

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