Cover-Alben sind eine heikle Angelegenheit und bewegen sich, Tributsamplern gleich, auf dem schmalen Grat zwischen Großartig- und Peinlichkeit. Dass die Übersetzung fremder Werke in das eigene Oeuvre gelingen kann, bewiesen in der Vergangenheit unter anderem EVERGREEN TERRACE mit ihrem launigen Querschnitt „Writers Block“. BETWEEN THE BURIED AND ME obliegt bereits bei ihren regulären Veröffentlichungen das Problem mangelnder Strukturiertheit. „The Anatomy Of“, ihre Orientierung an den Vorgaben anderer Künstler, sorgt zwar für gesteigerte Überschaubarkeit, raubt der Band im Gegenzug aber auch ein Stück ihrer Individualität.
Der Auftakt, METALLICAs „Blackened“, ist der gescheiterte Versuch, fremde Federn an der eigenen Hutkrempe zu befestigen. Schlechter kann und wird es danach nicht mehr werden. Die folgenden Cover von MÖTLEY CRÜE („Kickstart My Heart“) und SOUNDGARDEN („The Day I Tried To Live”) wissen mehr zu überzeugen, immerhin schlagen sie eine Brücke stilistischer Kompromisse. Die ist nicht uninteressant, genügt in ihrer spürbaren Ernsthaftigkeit aber kaum, um über die gesamte Länge der 14 Songs zu fesseln. Mancherorts versuchen BETWEEN THE BURIED AND ME gar dem Original zu aufdringliche Referenz zu erweisen. Siehe QUEEN und „Bicycle Race“.
Überhaupt versucht „The Anatomy Of“ einer möglichst anspruchsvollen Bandbreite gerecht zu werden. Von PINK FLOYD („Us And Them“) über FAITH NO MORE („Malpractice“) bis EARTH CRISIS („Forced March“) probt die Platte den kreativ restriktiven Aufstand. Es will einfach nicht gänzlich gelingen. Die Entfaltung wird durch den Drang gehemmt, den Stücken ihren Charakter zu wahren. Leichter fällt es bei ohnehin scheppernden Vorlagen wie „Territory“ von SEPULTURA oder „Cemetary Gates“ von PANTERA. Das Bestreben von BETWEEN THE BURIED AND ME scheint respektabel, ein gewisses Augenzwinkern wäre aber möglicherweise mehr wert gewesen als der sklavische Orientierungszwang an den Vorlagen. Auch an dieser Stelle hilft der Vergleich zu EVERGREEN TERRACE, adaptierten diese doch als Hidden Track sogar den Titelsong von „SpongeBob“.
Wertung: (5 / 10)