Be Well – The Weight and the Cost (2020, Equal Vision Records)

Es gibt sie noch, die Platten, die einem ob ihrer immensen Energieleistung glatt den Boden unter den Füßen hinwegziehen. Ein solches Werk ist „The Weight and the Cost“, das Debütalbum von BE WELL. Die Band um den einstigen BATTERY-Frontmann Brian McTernan, der sich im neuen Jahrtausend vornehmlich als Produzent (u. a. STRIKE ANYWHERE, HOT WATER MUSIC, TURNSTILE) verdingte, hat auch mit Mike Schleibaum (BATTERY, DARKEST HOUR), Aaron Dalbec (BANE) sowie Peter Tsouras und Shane Johnson (beide FAIRWEATHER) bewährte Fachkräfte zu bieten.  

Gemeinsam kreiert das Quintett ein verblüffend frisches Nebeneinander von Hardcore-Punk und Post-Hardcore. Das klingt zunächst wenig spektakulär; schließlich ist die hochkarätige Beackerung dieses Kreativ-Terrains beileibe keine Seltenheit. Doch die Veteranen offenbaren eine Prägnanz, die sie wie selbstverständlich zwischen den Sphären von auf den Punkt geknüppelten Brechern („Morning Light“, „Each Passing Day“) und komplexeren Beiträgen („Magic“, der Titeltrack) wandeln lässt. Das führt zu einem oft melodischen, mitunter brachialen, dabei jedoch beständig durchdachten Reigen, der mit Abwechslungsreichtum und songschreiberischer Finesse eine Höhe nach der nächsten erklimmt.

Der Opener „Meaningless Measures“ eröffnet das leidenschaftliche Fest mit Schmackes und Emotion. Zu entdecken gilt es auch in der Folge einiges. Hauptsächlich, da BE WELL die Grenzüberschreitung der bedienten Spielarten nicht auf einzelne Tracks bezieht, sondern innerhalb der elf Einzelkapitel zur Tugend erhebt. McTernans Stimme mäandert in der Bewältigung depressiver Schübe zwischen Wut, Feingefühl und Verzweiflung und ist der Instrumentierung damit das perfekte Verbal-Ventil. Man beachte allein den glänzenden Schlusspunkt „Confessional“, dem neben den oben genannten auch packende Hits wie „Strength for Breath“, „Tiny Little Pieces“ oder „Frozen“ voranstehen. Der so emotionale wie furios vorgetragene Hardcore-Punk lässt auf den Spuren von CRIME IN STEREO damit keinerlei Wünsche offen. Eine echte Knaller-Platte.

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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