Der japanische Trickfilm lebt von düsteren Zukunftsvisionen, die, gestärkt durch Otomos Welterfolg „Akira“, meist jugendliche Protagonisten in den Wirren einer apokalyptischen Dystopie zeigen. Die knapp einstündige Manga-Adaption „Battle Angel Alita“, basierend auf Yukito Kishiros populärer Comic-Saga, ist ein weiterer klassischer Beitrag dieser Art. In dem ursprünglich als zweiteilige Serie produzierten Film vermischen sich das sozialkritische Bild einer futuristischen Klassengesellschaft und packende Cyberpunk-Action zu einem desillusionierten und ansprechend animierten Science-Fiction-Epos.
Die Elite dieser endzeitlichen Sozialstruktur ist buchstäblich ein gehobener Kreis, der auf dem in der Erdoberfläche verankerten Satelliten Zalem thront. Ihren Müll lässt die himmlische Bourgeoisie einfach auf die breite Masse am verdorrten Boden des einst blühenden Planeten herunterprasseln. Der Aufstieg gelingt den wenigsten. Er erfordert Einfluss, eine Bereicherung für die Oberschicht und vor allem Vermögen. Um den Pöbel bei Laune zu halten und den Traum vom schnellen Geld nicht zerplatzen zu lassen, bewahren brutale Roboter-Gladiatorenkämpfe die Chance auf ein besseres Leben.
Eines Tages findet der gutmütige Roboter-Arzt Ido auf dem Schrott den Torso eines Cyborg-Mädchens, das er in akribischer Arbeit rekonstruiert. Er tauft sie Alita und integriert sie in sein soziales Umfeld, zu dem auch Waisenjunge Yugo gehört. Dessen sehnlichster Wunsch ist das Leben auf Zalem. Um ihn zu verwirklichen, tritt er in die Dienste des skrupellosen Vector, für den er Wirbelsäulen raubt und schließlich ins Visier von Kopfgeldjägern, den sogenannten Hunter Warriors, gerät. In der Zwischenzeit offenbart Alita ihre wahre Bestimmung. Denn in ihrem früheren Leben war sie der Prototyp eines zerstörerischen Kampfdroiden. Und der hat seine speziellen Fähigkeiten auch in Gestalt eines lebenslustigen Mädchens nicht verloren.
Dramaturgisch angesiedelt zwischen trivialer Jugendfantasie und anspruchsvoll doppelbödiger Zukunftsvision, kreiert Regisseur Hiroshi Fukutome einen fesselnden, zunehmend tragischen Mix aus Romantik und Gewalt. Der mag mitunter reichlich naiv erscheinen, kompensiert die dramaturgisch geraffte Story und klassische Kulleraugen aber durch melancholische Abgründigkeit und harte Actionintermezzi. Gegen Idos Willen wird auch Alita zum Hunter Warrior und muss sich entscheiden, ob sie den gesuchten Yugo ausliefert oder ihm zur Flucht nach Zalem verhilft. Auch wenn „Battle Angel Alita“ – von „Avatar“-Macher James Cameron seit Jahren für eine Realverfilmung vorgesehen – wegen kommerzieller Erfolglosigkeit nicht weitergeführt wurde, so genießt er in Fankreisen doch Klassikerstatus. Und das völlig zu Recht!
Wertung: (8 / 10)