„Ich habe den Fluss erschossen.“ – Travis
Der Italo-Western zog seine Kreise bis in die USA. Dort war man für frische Impulse dankbar, krankte dies uramerikanische Genre doch an der Beliebigkeit seiner aufrechten Streiter. In Europa hatten die Leones, die Corbuccis, die Castellaris die Gleichstellung von Helden und Schurken etabliert und den kategorisch Guten abgeschafft. An seiner Statt trat der zynische Revolverheld mit der befleckten Weste. Der machte Eindruck. Auch in Übersee.
Sam Peckipah („The Wild Bunch“) war einer der ersten in Hollywood, der den Reiz ambivalenter Figuren im Wilden Westen erkannte. Der Erfolg gab ihm Recht. Andere Filmemacher zogen nach. Darunter Gordon Douglas, der durch den Monster-Klassiker „Formicula“ Bekanntheit erlangt hatte. 1970 inszenierte er „Barquero“, eine ruppige Pferdeoper, bei der mit deutlich italienischem Einschlag auch auf bereits niedergestreckte Körper geschossen wird.
Verantwortlich für das Blutvergießen ist Jake Remy (gewohnt Spielstark: Warren Oates, „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“), der mit seiner Bande eine Wagenladung Silber erbeutet hat und sich nun nach Mexiko absetzen will. Zwischen ihm und der Freiheit stehen nur ein Fluss – und der bärbeißige Fährmann Travis (Lee Van Cleef, „Zwei glorreiche Halunken“). Der widersetzt sich (und sein Floß), unterstützt vom kauzigen Mountain Phil (Forrest Tucker, „Chisum“), dem Zugriff der brutalen Outlaws. Das wiederum will Remy nicht auf sich sitzen lassen. Der Beginn eines zehrenden Stellungskrieges.
Mitunter geht es heftig zur Sache. In allzu ausufernder Explikation suhlt Douglas das mit trockenem Humor und reichlich Kugelhagel angereicherte Männerduell jedoch nicht. Die ausklingenden Sechziger allerdings hinterließen deutliche Spuren, so dass Travis´ Gespielin ein Flintenweib mit großer Oberweite markiert und Oates den fanatischen Gangster zum Kiffer macht. Der gewohnt coole Van Cleef steht da nicht hinten an und lässt sich für die Rettung eines Siedlers mit Sex von dessen Gattin entlohnen. Raffiniert ist das nicht gerade. Eher von betonter politischer Unkorrektheit. Für eingefleischte Genre-Fans ist „Barquero“ daher auch heute noch eine sichere Bank.
Wertung: (6,5 / 10)