Eine Band lässt sich Zeit. Es gehört schon eine gute Portion Mut dazu, den Opener einer Platte als ausschweifend siebenminütige Extravaganz anzulegen – und den Gesang ganz nebenbei zur Randerscheinung zu erklären. Aber BARONESS wollen es dem Hörer nicht leicht machen. Oft verharren sie minutenlang und schwelgen in überschaubaren, jedoch nie simplen Melodiebögen. Das erleichtert den Zugang zu ihrer Musik nur bedingt. Aber es fesselt. Ihr Relapse-Records-Debüt „Red Album“ setzt auf die Komplexität des Greifbaren. Die wagt in wuchtigem Gitarrenspiel auch mal den Ausbruch. Das dominante Moment aber gehört der elegisch kunstvollen Stagnation.
An der Basis steht herber Southern-Rock, über den der Vierer aus Georgia verspielte Arrangements mit Metal-Einschlag legt. Das weckt Erinnerungen an ISIS, mit denen BARONESS das Faible für die breit angelegte Atmosphäre verbindet. Kaum ein Song bleibt unter vier Minuten Spielzeit. Die Tüftler lieben das opulente Panorama, dies um sich kreisende Auswalzen hypnotischer Kunstfertigkeit. Die daran gekoppelte Dauer, die ihre Stücke zur vollen Entfaltung benötigen, muss erst durchbrochen werden. Dann aber eröffnet das rote Album Sphären, die den Hörer noch lange gefangen nehmen. Ein schwer zu greifendes und dennoch durchweg faszinierendes Werk.
Wertung: (8 / 10)