Auf rot folgt blau.
Eingängigkeit ist ein Begriff, den man mit dem Namen BARONESS wohlweislich nicht in erster Instanz verbinden würde. Umso unvermittelter dürften manche Kinnladen ob der ungewohnt raschen Gefälligkeit ihres neuen Albums der Schwerkraft nachgeben.
Doch so offenkundig anders die „Blue Record“ gegenüber ihrem roten Vorgänger im Detail auch sein mag, völlig verbiegen, geschweige denn dem eigenen Sound abschwören muss (sich) die Band aus Savannah und New York nicht. Selbst in reduzierter Ausschweifung zählt die Truppe definitiv zum aufregendsten, was der Independent derzeit zu bieten hat. Eher subtil wird zur Zeitreise in die 60´s und 70´s geladen. LED ZEPPELIN und Co. lassen grüßen, wenn ruhig gestimmte Gitarren (allen voran beim kurzen Zwischenspiel „Steel That Sleeps the Eye“) und ausholende Melodiebögen zum Schwelgen animieren.
Atmosphärisch regiert die Gemütlichkeit, der auch vermehrt progressiv rockende Ausreißer und die zurückgefahrenen Sludge-Einflüsse keinen Abbruch bescheren. BARONESS tun gut daran, den Weg des Vorgängers nicht auszureizen. Gewöhnen muss man sich an diese neue Leichtigkeit dennoch. Ob sie der immens hohen Erwartungshaltung damit gerecht werden, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Die Spannung jedoch wird konstant hoch gehalten, Tiefe an manchen Stellen durch verspielte Arrangements und Refrains mit Wiedererkennungswert ersetzt. Radikale Ausbrüche bleiben ausgespart. Die blaue Platte ist eher ein Zeugnis der ruhigen Stunden des Seins. Und dies dürfte seinen Reiz auch in Jahren nicht eingebüßt haben.
Wertung: (8 / 10)