Der ein oder andere könnte sich an dieser Stelle vielleicht fragen, warum hier mit „Barett – Das Gesetz der Rache“ ein weiterer Film mit Action-Arche und Ikea-Export Dolph Lundgren Erwähnung findet. Doch wie bereits festgestellt, hat Lundgren in der Fülle seiner filmischen Schaffenskunst wider Erwartennicht nur groben Bockmist verbrochen. Einer seiner besseren Filme ist das Action-Road-Movie „Joshua Tree“, so zumindest der Originaltitel. Der deutsche Verleih gab ihm den etwas martialischeren Titel „Barett – Das Gesetz der Rache“. In diesem spielt Lundgren den Truckerfahrer Barett (im Original heißt er übrigens Santee), der mit seinem Partner Eddie (Ken Foree, „Zombie – Dawn of the Dead“) Nobelkarossen für die chinesische Mafia schmuggelt und auf einer Fahrt in eine unvorhergesehene Polizeikontrolle gerät.
Als plötzlich ein zweiter Wagen hält und sowohl der Polizist als auch Eddie erschossen werden, hält man den nach der Schießerei schwer verletzten Barett für den Täter und verurteilt ihn. Auf dem Transportweg zum Arbeitslager kann er jedoch seinen beiden Bewachern entkommen und an einer nahe gelegenen Raststation die in zivil gekleidete Polizistin Rita (Kristian Alfonso, „Falcon Crest“) als Geisel nehmen. Doch nicht nur die hiesige Polizei ist Barett auf den Fersen, sondern auch die beiden LAPD-Polizisten Severance (George Segal, „Achterbahn“) und Rudi (Beau Starr, „Halloween 4″). Die verfolgen aber ein durchweg anderes Ziel als der leitende Sherrif Cepeda (Geoffrey Lewis, „Double Impact“). Barett plant jedoch nicht einfach zu verschwinden, vielmehr will er den Leuten, die ihn seinerzeit hintergingen und die Eddie umbrachten das ihm zustehende Geld abknöpfen.
„Barret – Das Gesetz der Rache“ ist über weite Strecken ein Thriller, wie man ihn schon tausendfach gesehen hat und sticht eigentlich durch fast nichts hervor. Zwar bietet der Film bis zu einer bestimmten Zeit solide, aber doch recht spärlich gesäte Actionszenen, die fast ausschließlich aus Verfolgungsjagden bestehen, doch auch hier wird übliches B-Niveau nicht überschritten. Dolph Lundgren („The Punisher“) steht wie man es gewohnt ist seinen Mann, hat hier aber leider mit einer absolut grottigen Synchronisation zu kämpfen, die ihn um einige Jahre älter erscheinen lässt. Mimisch wie immer leicht eingeschränkt, bietet er aber reichlich Gelegenheit seine Muskeln spielen zu lassen und bekommt entgegen anderer Action-Helden seiner Kategorie auch zwischendurch mal ordentlich auf den gestählten Körper.
Ihm zur Seite steht Kristian Alfonso als weiblicher Blickfang, die gekonnt ihre nicht zu verachtenden Reize ausspielt und so selbst die obligatorische wie unverständliche Annäherung der beiden nicht weiter negativ aufstößt. Was den Film aber dann doch weit von seinen anderen Artgenossen abhebt ist der Zeitpunkt nach etwa sechzig Minuten, in denen der Film eine nicht unerhebliche Wandlung nimmt, die durch eine knapp zehnminütige Schießerei eingeleitet wird. Diese wurde vor Erscheinen des Films von der FSK derart verstümmelt, dass man nur ansatzweise erahnen konnte, was sich in der Originalfassung abspielen würde. Man erwartet hier und da ja dann einen Einschuss mehr, doch nachdem ich einige Jahre später die ungeschnittene US-Laserdisc sah, war ich doch mehr als erstaunt und ähnliche Verstümmelungsorgien dürfte die allseits geliebte FSK wohl nur bei einigen HK-Werken John Woos vorgenommen haben.
In starker Anlehnung an dessen Meisterwerke zeigt Regisseur Vic Armstrong (hauptberuflich Stunt-Koordinator: „Total Recall“) einen Todestanz, bei dem der große Meister sicherlich seine helle Freude gehabt hätte. In einer mit Luxus-Autos vollgestellten Lagerhalle lässt er Lundgren ein Feuerwerk veranstalten, bei dem Komparsen im Sekundentakt mit möglichst vielen Einschüssen und möglichst vielen platzenden XL-Blutbeuteln niedergestreckt werden. Lundgren bzw. sein Film-Ego Barett schießt dabei weitgehend beidhändig (Schrotflinte und Pistole) um sich, rafft seine zahlreichen Gegner wie Nichts weg und definiert gleichzeitig den Begriff „unkaputtbar“ neu. Das dabei die Logik ziemlich auf der Strecke bleibt, sollte nicht wundern bzw. den Spaß am gesehenen mindern. Denn auch wenn es ziemlich unlogisch erscheint, dass Barett nur irgendwo hinfällt und wahllos in die Runde greift, um dann eine geladene Waffe sein Eigen zu nennen, die hier gezeigte Brutalität setzt eindeutig Maßstäbe. Dabei nimmt sich Armstrong auch noch die Zeit, den ein oder anderen ironischen Seitenhieb einzubauen, so zum Beispiel als Lundgren einen Gegner mit einer Autobatterie tracktiert, auf der „Die Hard“ steht.
Doch auch nach dieser nicht enden wollenden Gewaltorgie nimmt die Brutalität nicht sonderlich ab. So wird unter anderem einem Polizisten aus nächster Nähe in den Kopf geschossen, was in drei verschiedenen Kameraeinstellungen wiederholt wird. Der bald folgende Showdown hat dann mit ausgiebigen Feuergefechten nicht mehr viel am Hut, vielmehr zeigte die FSK auch hier, dass man mit den richtigen Schnitten am richtigen Ort sich einen eigenen Film zaubern und ein Ende gehörig verfälschen kann. Amüsant ist im übrigen, dass der Film komplett in der Wüste spielt, die Guten wie Bösen aber vor allem zum Schluss hin mit Lamborghinis und in vollem Tempo durch die Kakteenlandschaft brettern. Nur eine kleine Anekdote am Rande, die aber das Augenzwinkern Armstrongs unterstreicht. Wer auf handfeste wie brutalst inszenierte Schießereien steht, kommt an diesem Film nicht vorbei.
Wertung: (6 / 10)