Pamela Anderson (Lee), die Frau, die allgemein als wandelndes Synonym für formvollendete Ansaugstutzen in die Historie eingehen durfte, ist „Barb Wire“. Am Anfang sehen wir sie bei der Tätigkeit, die sie am besten beherrscht – der Präsentation ihres Körpers. Auf der Bühne ihrer eigenen Bar legt sie einen Striptease aufs Parkett und lässt sich aus der Decke von geschätzt zwei Hektolitern Wasser besprenkeln. Wenn da an der Isolierung des Fußbodens gespart wurde, viel Spaß. Den wiederum haben die im Publikum sitzenden männlichen Gaffer offensichtlich. Bis einer von ihnen gen Podium laut und deutlich „B-a-b-e!“ grölt. Dass dieses Wort für Barb ein rotes Tuch bedeutet, konnte der gute Mann vermutlich nicht wissen. Nachdem sein Gesicht die Bekanntschaft mit ihrem High Heel gemacht hat, dürfte sich der Satz „Don´t call me Babe!“ aber ausreichend eingeprägt haben.
Ist der gut fünf Minuten dauernde Balztanz vorbei, geht die eigentliche Geschichte los. Im Jahre des Herren 2017 ist die Welt mal wieder am Arsch. Zumindest der amerikanische Teil davon, nachdem die einst von Glanz und Glorie getragene Nation einen zweiten Bürgerkrieg nicht zu verhindern wusste. Der Kongress hat die Herrschaft über ganz Nordamerika übernommen und allerorts herrschen Chaos und Verzweiflung. Nur in Steel Harbor, der einzigen noch freien Stadt ist etwas Normalität übrig, auch wenn hier ebenso jeder kriminell und korrupt zu sein scheint. Mitten im Moloch befindet sich Barbs Bar Hammerhead, vor der IMMER eine Schlägerei im Gange ist und in der unser Mann in Hollywood Udo Kier (Rollenname Curly) dem Job des Facility Managers nachgeht.
Da es in solch schweren Zeiten nicht ausreicht, nur mit den von Mutter Natur gegebenen und Schönheitschirurgen gepimpten Milchtüten zu wedeln, muss Barbara Kopetski, wie unser Babe, pardon, unsere Barb bürgerlich heißt, nebenbei einem Zweitjob als Kopfgeldjägerin nachgehen. Putzen gehen oder so ist in einer verkorksten Zukunft eh ein sinnloses Unterfangen. Eines Tages benötigen ihr alter Stecher Axel Hood (Temuera ´Jango Fett´ Morrison) und seine neue Liebschaft Dr. Cora D. (liest sich wie Porno, ist es aber nicht) ihre Hilfe, denn sie sind auf der Flucht vor Colonel Preizer (mieser Schurke: Steve Railsback, „Alligator II“). Anbei treibt sie die Suche nach wertvollen Kontaktlinsen (!), mit denen die gefürchteten Identifizierungs-Scans umgangen werden können, ihnen die Flucht ermöglichen und eine kapitale Großverschwörung aufdecken lassen, die der schon genug gebeutelten Nation den Todesstoß versetzen würde.
Comicverfilmungen gibt es mittlerweile unzählige. Manche sind richtig gut („The Dark Knight“) und manche sind richtig schlecht („Catwoman“). An den wirklich gelungenen kann man sich erfreuen, an dessen Antonymen finden zumindest Liebhaber sonderbarer Filmkost noch ein Quantum Amüsement. Doch hat man einen Film vor sich, der einerseits Lichtjahre davon entfernt ist als gut bezeichnet werden zu können, andererseits nicht der bis zum Anschlag tiefe Griff ins Klo, hat man ein Problem. Und genau dieses Problem hat der nicht schlecht schlechte aber auch nicht gut schlechte „Barb Wire“.
Diesen Umstand unbeachtet wird meist die Meinung vertreten, dass so oder so alles in „Barb Wire“ (Comicgeburt 1994, wurde aber nach dem Misserfolg der Verfilmung eingestellt) nur der Exposition des aphroditischen Körpers Pam Andersons diente, die Mitte der 90er Jahre den Zenit ihrer (ähm) Karriere erreichte. So hat das bestimmt nicht seine Richtigkeit, auch wenn viele XY-Chromosom-Träger da draußen gewiss nichts dagegen hatten. Das soll nun nicht bedeuten, die Rockergattin musste sich in Sachen Sex-Appeal zügeln. Es gibt einige Sequenzen, bei denen man sich sogar sicher sein kann, dass sie nur dazu dienen, die dralle Blondine – oder ihre „besten“ Teile – effektiv in Szene zu setzen. Dass ein ständig verdammt enges Lederkorsett ihre Kurven zur Geltung bringt, erklärt da bestimmt einiges.
Aber nicht nur wegen Pams Traummaßen dürfte die schwer nach B-Movie riechende Comicverfilmung in kollektiver Erinnerung geblieben sein. Sehr amüsant ist nämlich die Tatsache, dass das Storykonstrukt unübersehbar die Geschichte des Klassikers „Casablanca“ nacherzählt! Udo Kier darf hier stellvertretend für Sam anstatt „As Time Goes By“ den Klassiker„Lilly Marlen“ singen, die Bekleidung der bösen amerikanischen Besatzer sieht aus wie SS-Uniformen und zum Schluss trifft man sich am Flughafen. Vom Gemüt abhängend dürfen sich Kenner des Originals darüber entweder köstlich amüsieren oder zutiefst ärgern – ein filmisches Kuriosum ist es allemal.
Was aber letzten Endes bleibt sind von den rund 100 Minuten Laufzeit etwa 89 der gepflegten Langeweile. Trotz einiger obskurer Ideen und einer, wenn schon nicht zu schauspielern wissenden, so wenigstens hübsch anzusehenden Heldin, ist „Barb Wire“ schwaches 90er-Mittelmaß. Viele Fans des Comics hat Pams Mitwirken verschreckt, viele ihrer Fans hingegen greifen bestimmt lieber zu Playboy-Produktionen, in denen ihre Traumfrau das tut, was sie in der Einleitung auch macht – sich nämlich entblättert im Regen zu winden.
Wertung: (4 / 10)