Eine der großen Stärken der modernen amerikanischen Fernsehunterhaltung ist die latente Ambivalenz ihrer tragenden Figuren. Die Kunstfertigkeit der Drehbuchautoren besteht darin, den Zuschauer bei aller Abgründigkeit am Schicksal der Protagonisten Anteil nehmen zu lassen. In der Schnelllebigkeit des Hollywood-Kinos, wo Happy Endings noch immer kaum wegzudenken sind, fügt sich diese zeitgemäße Erzählkultur nur bedingt ein. Das unterstreicht auch die bemüht nonkonforme Komödie „Bad Teacher“, die Cameron Diaz („Knight and Day“) als bekiffte Egomanin zeigt, der für den persönlichen Vorteil jedes Mittel recht ist.
Eigentlich wollte jene Elizabeth Halsey den Lehrberuf an den Nagel hängen und sich voll auf das Leben als Ehefrau eines so oberflächlichen wie vermögenden Gatten konzentrieren. Als der die geplante Hochzeit aber kurzerhand absagt und die herzlose Verschwenderin vor die Tür setzt, muss sie notgedrungen an die Penne zurück. Aber das soll nur vorübergehend sein. Denn sobald sie das Geld für die ersehnte Brustvergrößerung beisammen hat, stehen die reichen Kerle bestimmt Schlange. Und mit Aushilfslehrer Scott Delacorte (Justin Timberlake, „Freunde mit gewissen Vorzügen“), einem Millionenerben, scheint der passende Kandidat auch schnell gefunden.
Was Regisseur Jake Kasdan („Walk Hard“) mit der inhaltlich reizarmen und arg zerfahrenen Posse abliefert, ist nicht allein überzogen derb, sondern vor allem sträflich uncharmant. Die Diaz liefert eine durchaus lustvolle Performance ab und Timberlake beweist als kauziger Langweiler Hang zur Selbstironie. Aber die amoralische Vehemenz, mit der Elizabeth versucht ihre spleenige Kollegin und Nebenbuhlerin Amy Squirrel (Lucy Punch, „Dinner für Spinner“) auszubooten, hat trotz zunehmender Drastik keinerlei Nachspiel für das rücksichtslose, ewig fluchende Anti-Vorbild.
So darf sie Nötigen und Erpressen, Schulgeld unterschlagen und sich beim Rektor Vorteile erschleichen. Das Problem ist nur, dass man nicht umhin kommt, Elizabeth die verdiente Strafe zu wünschen. Eine Läuterung bleibt aus, was durchaus positiv ist. Die sich abzeichnende Romanze mit dem zynischen Sportlehrer Russell („How I Met Your Mother“-Star Jason Segel) wirkt trotzdem abgedroschen und uninspiriert. Wäre es nicht um die schrulligen Randfiguren, „Bad Teacher“ ginge Sympathie und Witz vollends verloren. Denn im Gegensatz zur hochklassigen TV-Landschaft kann dem Zuschauer die Entwicklung dieser Hauptfigur getost am Arsch vorbei gehen.
Wertung: (4 / 10)