Starke Frauen sind im Männer-dominierten Western selten. Aber die Zeiten ändern sich. In „Bad Girls“, einem passablen Beitrag zum kurzzeitigen Genre-Revival der Neunzehnneunziger, sind es dergleichen direkt vier: Madeleine Stowe („Blink“), Mary-Stuart Masterson („Benny & Joon“), Andie MacDowell („Und täglich grüßt das Murmeltier“) und Drew Barrymore („Scream“) dürfen sich dem Patriarchat klassischer Desperados erwehren und mit dem Finger am Abzug beweisen, dass auch das vermeintlich schwache Geschlecht zur Wildheit des Westens beigetragen hat.
Weil Bar- und Bordellbetreiberin Cody (Stowe) im Affekt einen allzu zudringlichen Freier erschießt, soll sie von einem wütenden Mob aufgeknüpft werden. Doch ihre Gefährtinnen Anita (Masterson), Eileen (MacDowell) und Lilly (Barrymore) bewahren sie vor dem Galgen und wagen eine abenteuerliche Flucht. Während die Witwe des Toten die Pinkerton-Detektei (u.a. Jim Beaver, „Deadwood“) beauftragt, die Verbrecherinnen zu fassen, soll Codys Erspartes den Grundstein für ein besseres Leben legen. Nur wird die Bank, in der das kleine Vermögen hinterlegt ist, in ihrem Beisein ausgerechnet vom ihr wohlbekannten Outlaw Kid Jarrett (James Russo, „Panther“) ausgeraubt.
Dem Verdacht der Mittäterschaft ausgesetzt, machen sich die Frauen auf, das Geld zurückzuholen. Dabei behilflich ist ihnen der Cody zugeneigte Pistolero Josh (Dermot Mulroney, „Young Guns“), der mit Jarrett und dessen alterndem Kompagnon Frank (Robert Loggia, „Bloody Marie“) noch eine persönliche Rechnung zu begleichen hat. Und damit alle Frauen beschäftigt bleiben, hadert Anita mit dem ohne ihren verstorbenen Mann nicht zugänglichen Landbesitz, bandelt Anita mit Farmer William (James LeGros, „Sinlges“) an und die kesse Lilly wird von Jarretts Männern als Geisel genommen. Für ausreichend Trubel ist also gesorgt. Nur ist Jonathan Kaplans („Fatale Begierde“) Neo-Western weder sonderlich aufregend geschrieben, noch dergleichen in Szene gesetzt.
So richtig in Gang kommt die konstruierte Geschichte mit ihren verletzlichen Heroinen und den scherenschnittartigen Schurken nicht und verzettelt sich in Klischees, die einzig durch das Spiel mit den Geschlechtern variiert werden. Die Darstellerinnen mögen sich um einen Hauch charakterlicher Tiefe bemühen, im Vordergrund steht aber spürbar der flüchtige Reiz bleihaltiger Actionintermezzi vor staubiger Naturkulisse. Als schnell verdaulicher Unterhaltungshappen erfüllt „Bad Girls“ somit seinen Zweck. Wirklich überzeugend geraten ist der Neo-Konfektions-Western trotz ansehnlichen Ensembles und bleihaltigen Showdowns aber nicht.
Wertung: (5 / 10)