Der 1995 gedrehte Einstand der „Bad Boys“ brachte nicht nur den für Zerstörungsikone Jerry Bruckheimer gewohnten kommerziellen Erfolg, sondern gab den Karrieren von Regisseur Michael Bay („Pearl Harbor“) sowie den Hauptdarstellern Will Smith und Martin Lawrence merklichen Antrieb. Am meisten profitierte wohl Bay von diesem Film, der heute zu den einflussreichsten und erfolgreichsten Filmemachern Hollywoods zählt.
Acht Jahre nach dem ersten „Bad Boys“ präsentieren alle Beteiligten nun den Nachfolger. Der verstrickt die beiden Chaoten-Cops Marcus Burnett (Martin Lawrence) und Mike Lowrey (Will Smith) in einen Kampf mit dem kolumbianischen Drogenboss Johnny Tapia (Jordi Molla), der tonnenweise Ecstacy-Pillen nach Miami schmuggelt. Doch nicht nur mit Tapia und seinen zahlreichen Schergen haben die beiden Bullen zu kämpfen, auch Marcus‘ Schwester Sydney (Gabrielle Union) ist in den Fall involviert und arbeitet als Undercover-Agentin, um Tapia ebenfalls dingfest zu machen. Das führt zu Problemen, denn Mike und Sydney sind ein Paar, ohne dass Marcus davon weiß.
Man muss bei Fortsetzungen förmlich auf die Maxime „höher, schneller, weiter“ zu sprechen kommen. Vor allem im Action-Genre. War „Bad Boys“ ein simpel strukturiertes Buddy-Movie, das von sympathischen Darstellern mit lockerem Mundwerk, klasse gefilmter Bilder und handfester Action lebte, so wird der Zuschauer im Sequel regelrecht erschlagen. Die laue Story wirkt, als hätte man zuerst die Vielzahl an Action-Sequenzen geplant und dann eine Art Plot um diese herum gestrickt. Priorität hat hier der Krawallfaktor und es gab in den letzten Jahren wohl keine derart üppige Materialschlacht auf der Leinwand zu sehen.
Statt einer serviert Bay gleich drei obligatorische Auto-Verfolgungsjagden, bei denen so ziemlich alles in Schutt und Asche gelegt wird, was den Protagonisten in die Quere kommt. Die erste nach etwa einer halben Stunde geht bereits mehrere Minuten und versucht ohne Zweifel die mit „Matrix“ vorgelegte Messlatte zu überspringen. Der Aufwand ist enorm und nach einem Schleudersitz im Kinosaal sucht. Der Showdown auf Kuba mutet in seinen letzten Minuten dann ein wenig wie der Beginn des Jackie Chan-Klassikers „Police Story“ an, denn dort wird ein an einem Berg gelegenes Slumviertel in ähnlicher Art und Weise von Autos „umgepflügt“. Mit dem Unterschied, dass hier einige Millionen mehr im stetigen Pulverdampf verprasst werden.
Doch nicht nur der Einsatz von Autos wurde hier um ein vielfaches gesteigert, auch der Gebrauch von Schusswaffen aller Art erfährt neue Höhepunkte. Bereits zu Beginn räumen die Herren Smith und Lawrence bei einer KKK-Vereinigung auf und zeigen nicht zu erwartende Brutalität. In Ringo Lam-Manier verfolgt die Kamera eine Kugel aus Smiths Waffe, die an ihrem Flugende in Zeitlupe den Hals eines Gegners zerfetzt. Ein Umstand, an den man sich während der folgenden fast zweieinhalb Stunden gewöhnen sollte, denn zimperlich geht es hier nicht zur Sache. Über die Straße rollende Köpfe, Kopfschüsse aus nächster Nähe, vor Blut triefende Leichenteile inklusive.
Doch auch die Sprüche der beiden Hauptdarsteller sind weniger handzahm als noch vor etwa acht Jahren. Der Humor ist deutlich „schwärzer“. da wird der Kollege schon mal mit einem abgetrennten Finger gestreichelt, es wird genüsslich in den Körpern Toter herumgewühlt oder Lawrence darf durch den ungewollten Einwurf zweier Ecstacy-Pillen minutenlang völlig neben sich durchs Bild laufen. All dies brachte dem Film in seiner Heimat nicht nur gute Kritiken ein und zum Saubermann-Image des Will Smith passt dies auch nicht unbedingt. Der Spaß ist den Akteuren – darunter auch Joe Pantoliano („Bound“) und Peter Stormare („Fargo“) – dennoch anzusehen.
Man muss nicht an allem in diesem Film gefallen finden und auch nicht jeder Gag zündet, doch stellenweise ist „Bad Boys II“ einfach herrlich überdreht und vor allem kurzweilig. So zum Beispiel, als die beiden Cops einen Verehrer von Marcus‘ Tochter an der Tür mit vorgehaltener Pistole drohen. Der Schluss des Films driftet dann aber doch etwas zu weit aufs offene Meer. Das Gemetzel auf Kuba wirkt deplaziert und politisch durchaus fragwürdig. Auf solche Momente hätte man sicherlich verzichten können, die bombastische Action reißt es aber auch hier heraus.
„Bad Boys II“ ist ausschließlich für die große Leinwand bestimmt, was an der nicht enden wollenden Action liegt, die ihre ganze Wirkung einfach nur im Kino entfalten kann. Die Wandlung der beiden Protagonisten zu eher Ärsche tretenden und dauerhaft fluchenden Pöbel-Cops gefällt und auch der derbere Humor ist durchaus als positiv zu werten. Bitter stößt hingegen das Ende auf, das in keinem Zusammenhang zum Rest des Films steht und dessen aufgesetzter Patriotismus dezent negativ aufstösst. Wem der Einsatz von Mensch und Maschine im letzten „Terminator“ noch zu gering war, der erlebt mit „Bad Boys II“ ein Highlight. Sinn und Verstand hat das hier gezeigte nicht, doch dafür bekommt man ordentlich was auf die Ohren und Augen.
Wertung: (6 / 10)