Der Titel weist durchaus programmatischen Charakter auf: „Everything You Hate“. Dabei klingt die dahinter stehende Platte wie das Produkt einer durchzechten Nacht. Rau versoffener Gesang mit Mut zur melodischen Lücke trifft eine Instrumentierung zwischen Reduktion und Schnörkellosigkeit. Bereits das zeigt: Der zweite Langspieler der Oi!-Fraktion B-SQUADRON bietet Musik von Fans für Fans. Wer Sounds am besten glattpoliert ins Ohr dringen lässt und auch textlich Weichzeichner benötigt, liegt hier denkbar falsch. Denn der Vierer aus dem englischen Leicester setzt voll auf Proberaum-Charme und markige Lyrics, in denen u. a. mit zögernden Pseudo-Revoluzzern („Rebels Without a Clue“) und (Retro-)PC-Punks („1982“) abgerechnet wird.
Keine Frage, Band und Album wollen polarisieren und gleich noch das ursprüngliche Klanggefühl von Genre-Vorreitern des Standes 4 SKINS aufleben lassen. Ob „Everything You Hate“ dabei als gelungene Verbeugung oder stumpfer Abklatsch durchgeht, muss jede/r mit sich selbst ausfechten. An der gern als Gütesiegel bemühten Authentizität mangelt es B-SQUADRON jedenfalls nicht und auch der oft minimalistische Produktionsrahmen sollte der Zielklientel als Vorteilsargument dienen (als Anspieltipp dient etwa „Raising Cain“). Auf der Gegenseite stehen jedoch der relative Gleichklang mancher Tracks und die auf Dauer dezent ermüdende Stimmlage. Es ist also wie so oft: Entweder man steht auf das Gesamtpaket oder lässt es achtlos liegen. Dem Ansatz der Urheber dürfte das voll entsprechen.
Wertung: (6,5 / 10)