Einen Namen hat sich der australische Filmemacher Baz Luhrman für seine opulent knallbunten Inszenierungen gemacht. Man siehe nur seinen beiden Filme „Romeo & Julia“ sowie „Moulin Rouge“. Für sein neues Werk begab sich Luhrman in seine Heimat. Sein Ziel, ein Epos im Stile der großen Filme der 40er und 50er zu erschaffen. Als Hintergrund sollte die Bombardierung der Küstenstadt Darwin durch die Japaner im Zweiten Weltkrieg dienen, „Peal Harbour“ lässt grüßen. Ganz so pathetisch und kitschig wie die Michael Bay-Schmonzette ist „Australia“ dann zwar nicht geraten, große Emotionen wollen beim Betrachter allerdings nur dann aufkommen, wenn es um die gewohnt superben Bilder geht.
Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zieht es die reiche Lady Sarah (Nicole Kidman, „Moulin Rouge“) nach Australien, wo ihr Mann eine Rinderfarm unterhält. Auf dem fünften Kontinent angekommen, wird sie von dem rüde wirkenden Draufgänger und Viehtreiber Drover (Hugh Jackman, „Wolverine“) durch die Einöde zur Farm ihres Mannes geführt. Dort findet sie ihren Mann allerdings nur noch tot vor, angeblich durch die Hand eines Einheimischen ums Leben gekommen. Tatsächlich steckt jedoch der Konkurrent Carney (Bryan Brown, „Gorillas im Nebel“) mitsamt seinem Helfer Fletcher (David Wenham, „Der Herr der Ringe“) dahinter. Um die Farm zu retten, nimmt Sarah den Kampf gegen Carney und Fletcher auf. Unterstützung erhält sie von Drover, der mit ihr und wenigen Helfern 1.500 Rinder quer durch Australien nach Darwin führen soll.
Der Erfolg der beiden letzten Baz Luhrman-Filme – wobei er in den vergangenen 16 Jahren ohnehin nur insgesamt drei drehte – beruht wohl vor allem auf dem visuellen und optischen Einfallsreichtum des Regisseurs. Dieses bunte, überdrehte aber gleichwohl faszinierende Treiben war selbst für Hollywood fremd. Von Tim Burton vielleicht einmal abgesehen. Wer solch kraftvolle Bilder mag, wird auch im zweieinhalbstündigen „Australia“ auf seine Kosten kommen. Wohl noch nie wurde dieser Kontinent – über die gesamte Filmlänge übrigens – derart farbenfroh und opulent in Szene gesetzt. Dies unterstreicht sicherlich die Ambitionen des Filmemachers, hier ein Epos im Breitwandformat für das neue Jahrtausend geschaffen zu haben. Diesem Anspruch wird er aber eben nicht immer gerecht.
Die Geschichte zumindest stimmt. Das Land sowieso. Was aber aufstößt sind die Figuren. Am Reißbrett entstanden, bieten diese nicht viele Identifikationsmöglichkeiten. Gerade Nicole Kidmann hat ein gewisses Nervpotential, wenngleich ihre Performance auch durchaus okay geht. Ihre Gestiken und Mimiken, wie auch ihre unbändig erscheinenden Muttergefühle, wirken jedoch unglaubwürdig und überspitzt. Hugh Jackman macht im Grunde das, was er soll. Kernig den Mann spielen. Mit halb geöffnetem Hemd, krauseliger Brust und harten Armen fällt dies dem aktuellen Sexiest Man Alive nicht allzu schwer. Prinzipiell stimmt die Chemie zwischen den beiden auch, aber an die großen Paare wird man sich ewig erinnern. Genau dies wird hier nicht der Fall sein. Auch die Nebencharaktere mögen stimmen, wenngleich die Zeichnung der Figuren eben zu sehr nach Schema F erfolgt.
Aber auch inhaltlich hat der Film seine Schwächen. So ist vor allem die Mystifizierung des Aborigine-Halblings völlig abstrus geraten und auch die geschichtliche Aufarbeitung mit den Ureinwohnern Australiens wirkt mehr gewollt denn gekonnt. Als Epos mag „Australia“ sicherlich durchgehen, um sich aber in die Großen der Filmgeschichte á la „Vom Winde verweht“ einreihen zu können, fehlt es Luhrmans Werk doch an einigem. Große Gefühle werden auch hier zelebriert, Taschentücher sollten bereit liegen, aber irgendwie steht doch immer die grandios inszenierte Verpackung im Vordergrund.
Wertung: (5 / 10)