Eigenen Aussagen Zufolge litt Komödien-Star Mike Myers lange unter einem hausgemachten Vaterkomplex. Dabei vertrat er die Auffassung, er müsse es seinem mittlerweile verstorbenen Erzeuger Eric in Bezug auf sein komödiantisches Wirken einfach zu jeder Zeit Recht machen und sich permanent beweisen. Diese Zwänge bzw. Erfahrungen fanden letztendlich Verwendung im Drehbuch zum neuesten Streich von Myers alter Ego, dem britischen Superagenten Austin Powers. Denn das nach dem weltweiten Erfolg der ersten beiden Missionen (Teil zwei spielte allein in den USA mehr als 300 Millionen Dollar ein) einmal mehr die Rettung der gesamten Welt auf dem Spiel stehen würde, lag nicht zuletzt auch aufgrund des gesteigerten Kultpotentials des drolligen Spions klar auf der Hand.
Dabei bekommt es der schärfste Agent im Dienste ihrer Majestät natürlich auch in „Goldständer“ mit seinem fiesen Gegenspieler Dr. Evil (ebenfalls Myers) zu tun. Dieser entführt nämlich kurzerhand Austins Vater Nigel (Michael Caine), seines Zeichens ebenfalls gewiefter Geheimagent, ins Jahr 1975, unmittelbar in die Fänge des durchtriebenen Goldständer (wieder Myers). Für den sexy Spion mit dem extremen Brusthaartoupet und dem dezenten Überbiss die Gelegenheit, seinem Erzeuger den endgültigen Beweis seiner Fähigkeiten entgegenzubringen.
In der dritten Geschichte um Austin Powers dreht das Gespann um Regisseur Jay Roach („Meine Braut, ihr Vater und ich“) und Hauptdarsteller und Co-Autor Mike Myers mächtig auf. Bereits der irre Auftakt, eine Film-im-Film-Parodie, bei der sich die Superstars Tom Cruise, Gwyneth Paltrow, Kevin Spacey, Danny DeVito und Steven Spielberg die Ehre eines Gastspiels geben, fegt den Zuschauer förmlich aus dem Sessel. Damit nicht genug, taucht im direkten Anschluss an die selbstironische Sezierung des eigenen Phänomens auch noch Pop-Sternchen Britney Spears auf. Jedoch verheißt ein solch furioser wie denkwürdiger Auftakt zumeist, dass dem Film im weiteren Verlauf gehörig die Puste ausgeht. Bei „Austin Powers in Goldständer“ bleibt der Zuschauer trotz einer Fülle banaler Albernheiten von Ideenlosigkeit und platten Gags aber weitgehend verschont.
Als einzig erwähnenswerte Mankos seien lediglich das schwache Finale und die kassenträchtige Anpreisung des schwer in Mode gekommenen Fäkalhumors in Gestalt des Powers-Opponenten Fieser Fettsack (abermals Myers) erwähnt. Hinsichtlich des parodistischen Faktors hat „Goldständer“ gegenüber den Vorgängern deutlich die Nase vorn. Allein die Querverweise auf James Bond, das bloße Einbringen von 60s-Ikone Michael Caine („Get Carter“), im Übrigen wie sein Filmfilius Austin im Jahre 2000 von der Queen in den Adelsstand erhoben, und die Hommage ans Blaxploitation-Fach durch Powers Kollaborateurin Foxxy Cleopatra (Sängerin Beyonce Knowles) unterstreichen dies.
Darüber hinaus lässt die Geschichte aber auch diesmal wieder genügend Raum, der Schar an liebgewonnenen Figuren – u.a. verkörpert von Seth Green, Michael York, Robert Wagner und Verne Troyer – Erweiterungen ihrer Charakterzüge und Profilneurosen zu verpassen. Angesichts solch stilisierten Unfugs sieht man den Darstellern den Spaß an der Arbeit förmlich an, allen voran Mike Myers („Wayne‘s World“) läuft in seinen vier verkörperten Rollen einmal mehr zu Höchstform auf. Somit bildet „Austin Powers in Goldständer“ den bisherigen Höhepunkt der Reihe, garantiert umwerfend komische und permanent alberne Agentenfilm-Parodie. Leider fiel die deutsche Synchronisation fast noch miserabler aus als bei den beiden Vorgängern. Aber so lange man auf den englischen Originalton zurückgreifen kann, ist die Welt tatsächlich ein Fünkchen sicherer.
Wertung: (7 / 10)