
„Euer Deutschland macht mir Angst. Euer Deutschland kotzt mich an.“ – ´Es macht mir Angst´
Punk-Rock mit deutschen Texten funktioniert in der modernen Interpretation nach einem Muster, das oft vorhersehbar erscheint. Die Basis bildet ein gesundes Nebeneinander von Melodie und Tempobewusstsein, das politische Kante beweist, noch mehr aber von kalkulierten Hits geprägt bleibt, die an die Bewegungsbereitschaft des Publikums appellieren. Zu erleben gibt es das auch auf „Nachtschatten“, dem 2016 veröffentlichten dritten (und letzten) Album von AUF BEWÄHRUNG.
Mit „Es macht mir Angst“ und „Die Hölle“ positionieren sich die Leipziger klar – für die Aufnahme Geflüchteter und gegen nationalistische Strömungen. Neben dem charakteristischen Haltungsbeweis und Befindlichkeitsbeschreibungen („Erstmal für immer“, „Das Wunder“) servieren AUF BEWÄHRUNG aber auch „Ich und du“-Allgemeinbrötchen, darunter „Einfach wach“ und „Zehn Schwerter“, die inhaltlich generisch erscheinen, darüber aber nicht weniger ansprechend serviert werden. Tracks, auf die sich dazu alle einigen können, sind die mit TOTEN-HOSEN-Flair versehenen „Für den Moment“ und „Bittersüß“.
Auch diese Art Ausbruch aus gesellschaftlichen Alltagsstrukturen ist Teil des modernen deutschen Punk-Rocks. Gefallen muss das nicht. Aber wenn es so kompetent gemacht ist wie im vorliegenden Fall, gibt es auch nicht allzu viel, was dagegen vorgebracht werden könnte.
Wertung: (6,5 / 10)