„Even if it is an alien invasion, they’re four foot high, blind and got kicked to death by a bunch of kids. We got nothing to worry about.“ – Bekifft zuversichtlich: Ron
Englands Prekariat und darin primär die nahezu chancenlose Jugend taugt nur bedingt als identifikatorische Projektionsfläche. Vor allem die Vorort-Krawalle des Jahres 2011, die weniger aus einer politischen Protesthaltung heraus resultierten, sondern in Plünderungen vielmehr materialistische Bedürfnisse und Sehnsüchte reflektierten, warfen ein schlechtes Licht auf das Gesellschaftsgefüge im Königreich. Eine seltene Lanze für dies (medial) heftig gescholtene Milieu bricht Joe Cornish (Co-Autor des Animations-Blockbusters „Die Abenteuer von Tim und Struppi“) mit dem munteren Genre-Mix „Attack the Block“.
Die temporeiche Verbindung von Sozial-Dramödie und Sci-Fi-Action dreht sich um die Süd-Londoner Nachwuchsgang von Teenager Moses (John Boyega). Nachdem diese die junge Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker, „Die Girls von St. Trinian“) auf dem Heimweg ausgeraubt haben, erleben sie eine unheimliche Begegnung der dritten Art. Grellen Lichtblitzen am Abendhimmel folgt das Auftauchen einer außerirdischen Kreatur. Moses wird von dem schattenhaften Wesen verletzt, woraufhin es von der Bande in einem Schuppen gestellt und erschlagen wird. Doch damit fangen die Probleme erst richtig an.
Denn nicht nur, dass weitere Aliens im Viertel landen, die kriminellen Kids sind vorerst auch die einzigen, die die Gefahr erkennen. Bevor sie aber handeln können, greift die von Sam verständigte Polizei ein und auch der sich hintergangen fühlende Gangster Hi-Hatz (Jumayn Hunter, „Eden Lake“) stellt ihnen nach. Als die Lage immer bedrohlicher wird, ziehen sich Moses und seine Freunde in den heimatlichen Plattenbau zurück, wo sie mit Sam nach einem Ausweg suchen. Schutz gegen die hartnäckig an ihren Fersen klebenden Kreaturen verspricht der gesicherte Marihuana-Raum des verpeilten Dealers Ron (Nick Frost, „Hot Fuzz“).
Die Übergänge vom Milieu-Portrait zwischen überspitzter Ironie und melancholischer Ernsthaftigkeit zur schnörkellosen Alien-Attacke mögen nicht durchweg reibungsfrei gelingen. Aber die unverbrauchten Jungdarsteller, Anflüge typisch britischer Absurdität und handfeste Horror-Einlagen sorgen für ein insgesamt überzeugendes Stimmungspotpourri. An die Klasse und Cleverness eines „Shaun of the Dead“ reicht Autor und Regisseur Cornish letztlich zwar nicht heran, respektloser als das Gros von Hollywoods extraterrestrischen Aggressoren kommt dieser skurril zitierfreudige Beitrag trotzdem daher. Und am Ende wird, zumindest für einen Moment, auch die Chancenlosigkeit der verlorenen Jugend überwunden.
Wertung: (6,5 / 10)